Abteilung für Sarkome und Muskuloskelettale Tumoren

Nach dem Sturz zurück ins selbstständige Leben

(04.08.2020)

Ob Theaterbesuche, Reisen oder Autofahren – Eva Schrott-Thraede steht mit 81 Jahren noch mitten im Leben. Bis eine Oberschenkelhalsfraktur sie in Folge eines Sturzes aus ihrem aktiven Lebensalltag reißt. Doch ihr Unfall bedeutet nicht das Ende ihrer Eigenständigkeit. Wie viele andere Patienten, die täglich in unserem Zentrum für Alterstraumatologie versorgt werden, kann sie dank ganzheitlicher Behandlungskonzepte direkt nach ihrem Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause in ihr aktives Leben zurückkehren.

„Ich hatte Glück im Unglück“, erzählt Eva Schrott-Thraede. Elf Tage ist es her, dass die 81-jährige gebürtige Lüneburgerin in ihrer Regensburger Wohnung stürzte und sich eine Oberschenkelhalsfraktur zuzog. Tags darauf wird sie in der Unfallchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg operiert und seither stationär behandelt. Eva Schrott-Thraede war bis zu ihrem Sturz noch sehr aktiv. In der Woche ihres Aufenthaltes hätte sie eine Rhein-Schiffsreise angetreten.

Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Im Zimmer nebenan erholt sich ein 82-jähriger Landwirt, der noch aktiv am Hof mitarbeitet und kürzlich ebenfalls einen Oberschenkelhalsbruch erlitt. Er denkt an die bevorstehende Ernte. Seine Hoffnung: rechtzeitig wieder fit zu sein. Gegenüber wird eine 93-jährige Patientin mit einer Beckenfraktur und schweren Vorerkrankungen betreut. Vor ihrem Unfall war sie mit ihrem Rollator noch sehr mobil und lebte in ihrer Wohnung. Ihr Wunsch: nach ihrem Aufenthalt wieder in ihr häusliches Umfeld zurückzukehren.

Damit die eigene Versorgung wieder selbst gelingt

Alle drei Patienten haben eines gemeinsam: eine gute Mobilität im Alter, die sie bis zu ihrem Sturz noch am aktiven Leben teilnehmen ließ. Damit dies auch weiterhin so bleibt, gibt es am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg das Zentrum für Alterstraumatologie. Die hoch spezialisierte Station ist auf die ganzheitliche und interdisziplinäre medizinische Fürsorge älterer Patienten ausgerichtet. Patienten dahingehend zu behandeln und zu betreuen, dass es ihnen gelingt, wieder in ihr aktives Leben zurückzukehren, ist das Ziel des geriatrischen Behandlungsteams der Alterstraumatologie. „Bei uns in der Alterstraumatologie ist es nicht nur unsere Aufgabe, betagte Patienten zu versorgen – wir möchten es vielmehr als Therapie verstehen, dass sie die eigene Versorgung wieder selbst lernen“, erklärt Stationsleiter Felix Bäuerle.

Gerade während der Corona-Pandemie häufen sich die Fälle an alterstraumatologischen Patienten. „Während des Corona-Lockdowns bekamen viele ältere Menschen wenig bis gar keine Hilfe im Haushalt und nahmen Arbeiten, die sonst Kinder oder Enkel erledigt haben, selbst in Angriff. Das zeigt, wer unsere Alterstrauma-Patienten sind. Jene, die noch an der Aktivität des täglichen Lebens teilnehmen. Und diese Menschen wollen wir fördern und stärken.“ Dabei stehen nicht nur die unfallchirurgische Behandlung und die rehabilitativen sowie präventiven Maßnahmen im Fokus, sondern auch die Diagnostik und Therapie der zum Sturz führenden Erkrankungen. „Es gilt abzuklären, warum der Patient gestürzt ist. Etwa, ob der Blutzucker oder eine Kreislauferkrankung hierbei eine Rolle gespielt hat“, so Bäuerle.

Damit der „status ante“ wieder hergestellt wird, sind altersgerechte Therapiemethoden gefragt. Schließlich haben ältere Menschen andere Bedürfnisse als jüngere. „Vor meinem Sturz habe ich mich stets bemüht, regelmäßig Gymnastik zu machen. Nur laufe ich eben keinen Marathon mehr. Das Gute ist, dass man hier das Alter im Blick hat – auch bei den Behandlungen“, so Eva Schrott-Thraede. Der Verlauf ihrer Therapie entwickelt sich sehr typisch für die Station. Direkt nach der Operation ist die Patientin noch deutlich auf Hilfe angewiesen. Dank des breiten Spektrums an Behandlungsmaßnahmen und dem eigenen Ehrgeiz, ihren gewohnten Mobilitätsstatus bald wiederzuerlangen, macht sie jedoch schnell Fortschritte.

Ein Sturz muss nicht das Ende der Selbstständigkeit bedeuten

Nach einigen Tagen intensiver Therapie kann Eva Schrott-Thraede bereits 100 Meter mit einem Rollator gehen. Sie freut sich über ihren Behandlungserfolg am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. „Von insgesamt vier Klinikaufenthalten in meinem Leben, gefällt mir diese Station am besten. Hier werde ich als Patientin stets auf Augenhöhe wahrgenommen und konnte dank der altersgerechten Behandlung und des individuell auf den Patienten ausgelegten Trainingsplans immer eine Perspektive sehen, wieder in mein häusliches Umfeld zurückzukehren. Ich bin nun zehn Tage hier auf Station und nächste Woche geht es schon wieder nach Hause in meine seniorengerechte Wohnung. Das ist großartig!“ Menschen, denen es ähnlich ergeht und die wie sie mit 81 Jahren nach einem Sturz ins Krankenhaus kommen, möchte Eva Schrott-Thraede ermutigen und ihnen die Angst vor Bettlägerigkeit nehmen. „Hier sind Experten und ein Sturz muss nicht das Ende der Selbstständigkeit bedeuten.“

Nach ihrer Entlassung steht nur noch eine ambulante Reha an. Diese hat den Vorteil, dass Eva Schrott-Thraede in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann und somit die Verbindung zwischen Therapie und Alltag einfacher gelingt. „Eine ambulante Reha ist das ultimative Ziel unserer Behandlung. Wir setzen alles daran, unsere Patienten wieder so fit zu machen, dass sie direkt nach Hause gehen können − mit so viel Selbstständigkeit wie möglich“, erklärt Felix Bäuerle. Er ergänzt lächelnd: „Das Schöne ist: Dies gelingt uns tatsächlich oft.“