Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie

Geriatrische häusliche Nachsorge

(19.10.2020)

Ein Krankenhausaufenthalt kann gerade bei älteren Menschen ein einschneidendes Erlebnis sein. So auch für Hans Rathgeb. Der 89-Jährige kam mit einer Fraktur des Lendenwirbels ins Krankenhaus Barmherzige Brüder. Die Sorge um seine an Demenz erkrankte Ehefrau begleitete ihn stets, denn bis zu seinem Sturz konnte er sich noch gut in der gemeinsamen Wohnung um sie kümmern. Es entwickelte sich ein komplexer Krankheitsverlauf, währenddessen seine Ehefrau verstarb. Nach diesem Schicksalsschlag fiel Hans Rathgeb die Rückkehr in seinen Lebensalltag sichtlich schwer. Doch er ist nicht allein.

Bei den „Barmherzigen“ engagieren sich viele Berufsgruppen, Patienten so gut und so schnell wie möglich wieder in die Lage zu versetzen, selbstbestimmt nach Hause zurückzukehren. Mit einem etablierten Entlassmanagement werden bereits während des Krankenhausaufenthalts alle notwendigen Leistungen organisiert; beispielsweise ein ambulanter Pflegedienst für Zuhause. Trotzdem ist die häusliche Versorgung manchmal von weiteren organisatorischen Aufgaben und Unsicherheiten begleitet, mit vielen Belastungen für Patienten und Angehörige.

Halt und Mut zum eigenständigen Leben

Daher bietet das Krankenhaus Barmherzige Brüder für ältere Patienten eine sogenannte Häusliche Nachsorge an. Das sieht so aus: Pflegefachkräfte, die bereits im Krankenhaus in die Entlassungsplanung mit eingebunden werden, besuchen Patienten Zuhause und halten telefonischen Kontakt, um zu klären, ob sie mit den eingeleiteten Maßnahmen zurechtkommen. Wenn nötig zeigen sie als Lotsen verschiedene weitere Unterstützungsmöglichkeiten auf und vermitteln Kontakte, die oft zu wenig bekannt sind. Die Fachkräfte arbeiten mit Hausärzten, Krankenkassen, Ämtern, Pflegediensten und weiteren Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen zusammen. Patienten und Angehörige erhalten somit Beratung, Anleitung und Unterstützung, zugeschnitten auf die konkreten Bedürfnisse. Sind dann die ersten Hürden aus dem Übergang vom Krankenhaus nach Hause genommen, können sich die älteren Patienten in ihren eigenen vier Wänden besser stabilisieren. Ziel ist immer ein möglichst selbständiges Leben.

Häusliche Nachsorge aus großem Forschungsprojekt des Innovationsfonds entstanden

Das Krankenhaus Barmherzige Brüder schöpft dabei aus reichlich Erfahrung. In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben die Fachkräfte in einem Forschungsprojekt, das mit 3,6 Millionen Euro durch den Innovationsfonds gefördert wurde, in der Geriatrischen Nachsorge gearbeitet. Auch Hans Rathgeb erhielt dieses Unterstützungsangebot. Beim Hausbesuch initiierten geriatrisch spezialisierte Fachkräfte, sogenannte „Pfadfinder“, für ihn einen Pflegedienst sowie Hausnotruf und koordinierten Arztbesuche im Krankenhaus. Dabei wurde stets der direkte Kontakt zum Hausarzt gepflegt. Da der Patient zum Zeitpunkt seiner Behandlung noch keine Vorsorgevollmacht besaß, wurde auch dies in Rücksprache mit seinem Sohn in die Wege geleitet. „Unser Ziel ist es, den Übergang vom Krankenhaus nach Hause bestmöglich zu begleiten“, erklärt Manfred Seitz, der Hans Rathgeb als Leiter der Pfadfinder betreute. Bei Hans Rathgeb funktioniert die Wiedererlangung der Selbstständigkeit bereits sehr gut. „Inzwischen kommt der Pflegedienst nur noch zweimal die Woche zu mir nach Hause - das reicht auch. Die Abstimmung organisiere ich inzwischen selbst“, berichtet der betagte Regensburger. „Herr Seitz und seine Pfadfinder gaben mir den notwendigen Halt und die Sicherheit zurück. Das hat mir Mut gemacht.“ Dabei geht es über die Fürsorge und das Mutmachen hinaus. „Entscheidend ist, dass wir evaluieren, was unsere Patienten nach der Rückkehr ins Häusliche wirklich benötigen“, so Renate Rötzer und Christina Schrader, Nachsorge-Koordinatorinnen am Krankenhaus Barmherzige Brüder. „Es gibt leider immer Versorgungslücken, die aus der Ferne nicht vorhersehbar sind. Meist sind es nur kleine Lücken, die wir beim ersten Hausbesuch entdecken und beheben. Und dann funktioniert es auch.“

Ein weiteres Problem haben die Barmherzigen Brüder zunächst gelöst: Nach Ende der laufenden wissenschaftlichen Auswertung durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und die Universität Bielefeld wird frühestens in einem Jahr geklärt sein, ob die Geriatrische Nachsorge in die reguläre Finanzierung aufgenommen wird. „Bis dahin finanziert unser Krankenhaus dieses Angebot mit Eigenmitteln. Die positiven Erfahrungen in der Praxis haben uns absolut überzeugt“, so Professor Dr. Ute Hoffmann, Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie.
 

Ein Job mit Herz – Ihre Karriere bei den BarmHERZigen Brüdern
Ein Job mit Herz – Ihre Karriere in der Allgemeinen Inneren Medizin und Geriatrie

Jetzt bewerben!