Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie
Wenn jede Sekunde zählt
Helmut M. ist 72 Jahre alt, gesund und fit. Bei einem gemeinsamen Essen mit der Familie verhält er sich jedoch ganz plötzlich äußerst ungewöhnlich: Er spricht „Wortsalat“, kann seinen rechten Arm nicht mehr bewegen, sein rechtes Bein kippt wie leblos zur Seite. Helmut M.s Familie reagiert geistesgegenwärtig und verständigt den Notarzt. Diagnose: Schlaganfall.
Darunter versteht man einen im wahrsten Sinne des Wortes „schlagartig“ auftretenden Ausfall wichtiger Gehirnfunktionen, der sich nur in seltenen Fällen ankündigt. Dieser wird in der Regel durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn verursacht. Das Tückische: Wird ein Schlaganfall nicht schnell genug behandelt, können schwere gesundheitliche Schäden, wie dauerhafte Lähmungen, Seh-, Sprach- oder Schluckstörungen zurückbleiben. Um Patientinnen und Patienten insbesondere aus dem ländlichen Raum die modernsten Behandlungsmöglichkeiten bei einem Schlaganfall anbieten zu können, gibt es seit 2003 das Telemedizinische Schlaganfallnetzwerk Südostbayern, kurz „TEMPiS“. Hier beraten Schlaganfallexpertinnen und -experten mittlerweile über 20 bayerische Kliniken rund um die Uhr telemedizinisch, also per Video.
Das Bayerische Gesundheitsministerium hat nun das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg zum Thrombektomie-Standort innerhalb des Netzwerkes TEMPiS ernannt und ermöglicht mit diesem Schritt eine weitere Optimierung der Schlaganfallversorgung in der Region. Bei einer Thrombektomie, einer bahnbrechenden, modernen Behandlungsmethode, wird bei einem durch ein Blutgerinnsel in einem Hirngefäß bedingten Schlaganfall über einen Leistenzugang – ähnlich wie bei einem Herzkatheter – ein kleiner Schlauch in die Leistenschlagader eingebracht. Dieser wird bis an das betroffene Hirngefäß unter mehrfacher Vergrößerung mithilfe eines hauchdünnen Drahtes vorgeschoben. Dort wird das Gerinnsel dann über ein winziges Fangkörbchen entfernt. Patientinnen und Patienten, die mit diesem Verfahren innerhalb eines bestimmten Zeitfensters behandelt werden, haben ein bis zu 70 Prozent geringeres Risiko, gesundheitliche Folgen durch den Schlaganfall davonzutragen. Jedoch kann nicht jede Klinik eine solche Thrombektomie durchführen. Der Eingriff erfordert eine hohe medizinische Expertise und muss so schnell wie möglich von einem der wenigen Spezialisten durchgeführt werden.
„Ich freue mich, dass wir als Maximalversorger und Neurozentrum auch für Patientinnen und Patienten aus Kliniken im ländlichen Raum mit der Thrombektomie zur Verfügung stehen und die Prognose für Betroffene deutlich verbessern können“, erklärt Professor Dr. Niels Zorger, Chefarzt des Instituts für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin. „Dadurch unterstreichen wir den wichtigen Stellenwert unseres Krankenhauses innerhalb der Schlaganfallversorgung in Bayern“, fügt Professor Dr. Hendrik Pels, Chefarzt der Klinik für Neurologie, hinzu. „Innerhalb von TEMPiS sind wir nun einer von insgesamt vier Standorten im Freistaat, die alle erforderlichen Kriterien vollumfänglich erfüllen.“
Das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg verfügt über eine umfangreiche Expertise mit diesem modernen und innovativen Therapieverfahren. Bereits 2010 wurden die ersten Patientinnen und Patienten mittels Thrombektomie behandelt. Mittlerweile stehen sechs eigens dafür ausgebildete (Neuro-) Radiologinnen und -radiologen rund um die Uhr bereit, die alle nach den strengen Kriterien der Deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie (DEGIR) qualifiziert wurden.
Durch diese hohe Kompetenz und personelle Stärke des Instituts für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin sowie der Klinik für Neurologie profitieren so auch Schlaganfallpatientinnen und -patienten anderer Kliniken in der Region von der speziellen kathetergestützten Schlaganfalltherapie.