Referenzzentrum für Bauchfellkrebs
Chemotherapie, Bestrahlung, HIPEC?
Therapiemöglichkeiten
Bisher gibt es kein Standardtherapieverfahren zur Behandlung der Peritonealkarzinose. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung und dem Befall des Bauchfells hat die Erkrankung ein Stadium erreicht, bei dem in der Vergangenheit meist nur unterstützende medizinische Verfahren oder eine Bestrahlung des gesamten Bauchraums angewandt wurden. Aufgrund der Strahlenempfindlichkeit speziell des Dünndarms ist bei der Bestrahlung mit erheblichen Nebenwirkungen zu rechnen. Eine systemische Chemotherapie, z.B. in Form von Infusionen, hilft bei diesem Krankheitsbild nur schwach, der Tumor spricht nur selten darauf an.
Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse hat sich an spezialisierten chirurgischen Zentren in den letzten Jahren eine aufwendige, kombiniert chirurgisch-medikamentöse Therapie zur Behandlung dieser Erkrankung etabliert - die sogenannte HIPEC (hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion). Die Auswahl der Patienten, die für eine solche Therapie in Frage kommen ist nicht einfach und muss im Einzelfall durch den behandelnden Chirurgen und den betroffenen Patienten entschieden werden.
Was kann die zytoreduktive Chirurgie in Kombination mit der HIPEC leisten?
HIPEC bedeutet hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion. Hierbei wird eine Spüllösung mit einem Chemotherapeutikum versehen und bei ca. 42°C für 90 Minuten mit Hilfe einer speziellen Pumpe lokal im Bauchraum verteilt. Der Vorteil dieser Behandlung gegenüber einer systemischen Gabe von Chemotherapeutika liegt in der „vor Ort“-Gabe des Wirkstoffes. In Kombination mit der chirurgischen Entfernung der sichtbaren Tumormasse wird dieses Verfahren erfolgreich angewandt.
Der Vorteil der HIPEC liegt also in dieser „vor Ort“-Gabe des Wirkstoffes. Dies ermöglicht eine wesentlich höher dosierte Gabe der verwendeten Substanz als bei einer systemischen Therapie. Der im Tumor erreichte Wirkstoffspiegel ist dadurch wesentlich höher, gleichzeitig können die systemischen Nebenwirkungen reduziert werden. Die hypertherme Tumorbehandlung hat den Vorteil, dass Tumorzellen generell sehr empfindlich auf Hitze reagieren. Die Hyperthermie erhöht zudem die Eindringtiefe des jeweiligen Chemotherapeutikums ins Gewebe.
Wann ist die Therapie nicht geeignet und welche Risiken birgt sie?
Leider ist nicht jeder Patient mit einer Peritonealkarzinose geeignet für eine Therapie mittels HIPEC. Zuerst muss das Ausmaß der Erkrankung sorgfältig untersucht werden. Bei einem zu starken Befall oder bei manchen Tumorlokalisationen bringt diese Therapie den betroffenen Patienten keinen Vorteil. Eine zytoreduktive Chirurgie plus HIPEC kommt nur dann zur Anwendung, wenn der zu erwartende Vorteil größer ist als die zu erwartenden Risiken und Nebenwirkungen.
Da es sich um eine komplizierte, chirurgische Operation handelt, muss ein ausführliches Aufklärungsgespräch über die Operationsrisiken (beispielsweise eine Blutung, die Verletzung eines Nervs, eine Wundheilungsstörung, Verwachsungen oder möglicherweise ein künstlicher Darmausgang) erfolgen.
Welche Alternativen gibt es bei einem fortgeschrittenen Befund?
Leider gibt es Situationen, in denen aufgrund des Befallmusters am Dünndarm und dessen Wurzel eine komplette Entfernung aller Tumormassen nicht möglich ist. In einer solchen Situation und insbesondere in Fällen, bei denen die starke Bauchwasserbildung zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führt, bieten wir eine sogenannte „Aerosolchemotherapie“ (PIPAC – Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy) an. Bei dieser Methode wird im Rahmen einer Bauchspiegelung eine spezielle Düse in den Bauchraum eingebracht und das Chemotherapeutikum als Aerosol eingesprüht. So können auch betroffene Bereiche erreicht und therapiert werden.
Prognose
Eine generelle Aussage kann hier nicht getroffen werden, da es sich bei einer Peritonealkarzinose um ein in der Regel weit fortgeschrittenes Tumorstadium handelt. Mit Hilfe der zytoreduktiven Chirurgie plus HIPEC kann bei einigen Patienten eine deutliche Besserung der durch den Tumor entstandenen Komplikationen erzielt werden. In Studien konnte eine deutliche Verlängerung des Überlebens durch dieses Verfahren erzielt werden.
Wir verfügen über alle für die Behandlung notwendigen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten
- Pathologie mit der Möglichkeit der Schnellschnittuntersuchung
- Interdisziplinäre Intensivstation
- Radiologie mit Computertomographie und interventioneller Expertise
- Gynäkologie und Urologie zur interdisziplinären Behandlung
- Ernährungsberatung
- Psychoonkologische Beratungsangebote
Peritonealkarzinose behandeln wir mittels einem multimodalen Behandlungskonzept bestehend aus Operation, Hyperthermie und intraperitonealer (im Bauchraum) Chemotherapie.