Enddarmzentrum

Abszesse und Fisteln

Abszesse (schmerzhafte, entzündliche Eiteransammlungen am After)und Fisteln (Verbindungen der Abszesse in den Enddarm) sind Erscheinungsbilder einer Infektion der „Proktodealdrüsen“, die am Übergang der Enddarmschleimhaut zur Afterhaut ihren Ausgang nehmen. Die akute Verlaufsform ist der Abszess, die Analfistel stellt das chronische Stadium dar, wenngleich nicht jeder Fistel ein Abszess vorangehen muss. Typische Symptome sind Schmerzen am After, ggf. verbunden mit Eitersekretion und Fieber.

Abszesse und Fisteln am After können darüber hinaus mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung verbunden sein, wobei hier der Morbus Crohn die häufigste Manifestation darstellt.

Abszesse

Im akuten Stadium (Abszess) ist die unverzügliche Entlastung durch Eröffnung des Abszesses in Kurznarkose die Therapie der Wahl. Während der Operation muss eine Analfistel ausgeschlossen werden. Alle Fisteln, die maximal das untere Drittel der Schließmuskulatur durchdringen, können ohne Verlust der Kontinenz komplett gespalten werden. Die Wunde heilt unter offener Wundbehandlung (tägliches Ausduschen) innerhalb weniger Wochen komplett ab.

Analfisteln

Analfisteln, die direkt durch den Schließmuskel verlaufen, müssen erst mit einer Fadendrainage behandelt werden und können nach Abheilung definitiv verschlossen werden. Hierbei kommen verschiedene Operationsverfahren zur Anwendung, die zwei Ziele beinhalten: den erfolgreichen und dauerhaften Fistelverschluss sowie den Erhalt der Kontinenz. Hierbei wird das für den Heilungserfolg und die Kontinenz bestmögliche Operationsverfahren individuell in Abhängigkeit vom Fistelverlauf festgelegt. Nachfolgend finden Sie einige typische Operationsverfahren bei der komplexen Analfistel.

Plastischer Fistelverschluss

Bei der Fistelausschneidung wird der Fistelgang vollständig mit Narbengewebe entfernt und die Wunde wird durch eine Verschiebelappenplastik („Läppchenplastik“) verschlossen. Die primären Heilungsraten liegen bei 70 bis 80 Prozent.

Fistelverschluss durch Plug-Verfahren

Eine effektive Alternative bei Analfisteln stellt eine neue, innovative Methode dar: die Verwendung eines Plugs. Hierbei wird die Fistel durch einen Kollagenplug verschlossen, so dass dies eine schonende und schmerzarme Operationsmethode darstellt, bei der der Schließmuskel nicht verletzt werden kann.

Fistelverschluss in LIFT-Technik

Auf der Suche nach „sphinktererhaltenden“ Methoden beim definitiven Fistelverschluss wurden in den letzten Jahren zunehmend innovative Therapiekonzepte eingeführt, die alle ein Ziel hatten: einen effektiven Fistelverschluss ohne Gefahr einer postoperativen Inkontinenz. Einen weiteren neuartigen Ansatz stellt die sogenannte „LIFT“-Technik („ligation of intersphincteric fistula tract“) dar, die auf einem Verschluss der inneren Fistelöffnung mit Entfernung von kryptoglandulärem Granulationsgewebe durch den Intersphinktärraum beruht.

Besonderheiten bei der Behandlung von Enddarm-Scheiden-Fisteln

Die Behandlung der Enddarm-Scheiden-Fistel („rektovaginale Fistel“) ist in gleicher Weise eine Herausforderung, wobei hier meist Crohn-assoziierte Fisteln und Fisteln nach einer Operation oder Bestrahlung vorliegen. Auch hier gelten die plastischen Verschlussoperationen mit Flap als effektive Option, jedoch sind die Rückfallraten höher als bei klassischen Analfisteln. Deshalb wird in der Regel die definitive Fisteloperation unter Stomaschutz empfohlen, wobei nicht selten komplexe Eingriffe (z. B. Grazilistransposition) bei Rezidivfisteln mit perinealem Substanzdefekt zum Einsatz kommen. Neue innovative Methoden wie z. B. die Kombination des plastischen Fistelverschlusses mit der Implantation eines Kollagen-Netzes („Bio-Mesh“)  scheinen ermutigende Resultate zu erreichen.