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Geriatrische häusliche Nachsorge
Bei den „Barmherzigen“ engagieren sich viele Berufsgruppen, Patienten so gut und so schnell wie möglich wieder in die Lage zu versetzen, selbstbestimmt nach Hause zurückzukehren. Mit einem etablierten Entlassmanagement werden bereits während des Krankenhausaufenthalts alle notwendigen Leistungen organisiert; beispielsweise ein ambulanter Pflegedienst für Zuhause. Trotzdem ist die häusliche Versorgung manchmal von weiteren organisatorischen Aufgaben und Unsicherheiten begleitet, mit vielen Belastungen für Patienten und Angehörige.
Halt und Mut zum eigenständigen Leben
Daher bietet das Krankenhaus Barmherzige Brüder für ältere Patienten eine sogenannte Häusliche Nachsorge an. Das sieht so aus: Pflegefachkräfte, die bereits im Krankenhaus in die Entlassungsplanung mit eingebunden werden, besuchen Patienten Zuhause und halten telefonischen Kontakt, um zu klären, ob sie mit den eingeleiteten Maßnahmen zurechtkommen. Wenn nötig zeigen sie als Lotsen verschiedene weitere Unterstützungsmöglichkeiten auf und vermitteln Kontakte, die oft zu wenig bekannt sind. Die Fachkräfte arbeiten mit Hausärzten, Krankenkassen, Ämtern, Pflegediensten und weiteren Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen zusammen. Patienten und Angehörige erhalten somit Beratung, Anleitung und Unterstützung, zugeschnitten auf die konkreten Bedürfnisse. Sind dann die ersten Hürden aus dem Übergang vom Krankenhaus nach Hause genommen, können sich die älteren Patienten in ihren eigenen vier Wänden besser stabilisieren. Ziel ist immer ein möglichst selbständiges Leben.
Häusliche Nachsorge aus großem Forschungsprojekt des Innovationsfonds entstanden
Das Krankenhaus Barmherzige Brüder schöpft dabei aus reichlich Erfahrung. In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben die Fachkräfte in einem Forschungsprojekt, das mit 3,6 Millionen Euro durch den Innovationsfonds gefördert wurde, in der Geriatrischen Nachsorge gearbeitet. Auch Hans Rathgeb erhielt dieses Unterstützungsangebot. Beim Hausbesuch initiierten geriatrisch spezialisierte Fachkräfte, sogenannte „Pfadfinder“, für ihn einen Pflegedienst sowie Hausnotruf und koordinierten Arztbesuche im Krankenhaus. Dabei wurde stets der direkte Kontakt zum Hausarzt gepflegt. Da der Patient zum Zeitpunkt seiner Behandlung noch keine Vorsorgevollmacht besaß, wurde auch dies in Rücksprache mit seinem Sohn in die Wege geleitet. „Unser Ziel ist es, den Übergang vom Krankenhaus nach Hause bestmöglich zu begleiten“, erklärt Manfred Seitz, der Hans Rathgeb als Leiter der Pfadfinder betreute. Bei Hans Rathgeb funktioniert die Wiedererlangung der Selbstständigkeit bereits sehr gut. „Inzwischen kommt der Pflegedienst nur noch zweimal die Woche zu mir nach Hause - das reicht auch. Die Abstimmung organisiere ich inzwischen selbst“, berichtet der betagte Regensburger. „Herr Seitz und seine Pfadfinder gaben mir den notwendigen Halt und die Sicherheit zurück. Das hat mir Mut gemacht.“ Dabei geht es über die Fürsorge und das Mutmachen hinaus. „Entscheidend ist, dass wir evaluieren, was unsere Patienten nach der Rückkehr ins Häusliche wirklich benötigen“, so Renate Rötzer und Christina Schrader, Nachsorge-Koordinatorinnen am Krankenhaus Barmherzige Brüder. „Es gibt leider immer Versorgungslücken, die aus der Ferne nicht vorhersehbar sind. Meist sind es nur kleine Lücken, die wir beim ersten Hausbesuch entdecken und beheben. Und dann funktioniert es auch.“
Ein weiteres Problem haben die Barmherzigen Brüder zunächst gelöst: Nach Ende der laufenden wissenschaftlichen Auswertung durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und die Universität Bielefeld wird frühestens in einem Jahr geklärt sein, ob die Geriatrische Nachsorge in die reguläre Finanzierung aufgenommen wird. „Bis dahin finanziert unser Krankenhaus dieses Angebot mit Eigenmitteln. Die positiven Erfahrungen in der Praxis haben uns absolut überzeugt“, so Professor Dr. Ute Hoffmann, Chefärztin der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie.