Klinik für Neurochirurgie
Wirbelkörperbruch (Wirbelkörperfraktur)
Unsere Wirbelsäule ist ein wichtiger Stabilisator und im Alltag enormen Belastungen ausgesetzt. Unsere 33 Wirbelkörper ermöglichen uns die aufrechte Körperhaltung und den Gang. Äußere Krafteinwirkungen werden durch die Bandscheiben abgefedert. Doch im Alter verändert sich unser Knochensystem und wird brüchig - oft durch eine Osteoporose. Hier reicht dann schon ein Bagatellunfall, wie der Sturz auf den Boden, damit es zu einem Wirbelkörperbruch kommt.
Osteoporose, die Abnahme der Knochensubstanz, ist im Alter die häufigste Ursache für Wirbelbrüche. Besonders die untere Brustwirbelsäule und die obere Lendenwirbelsäule sind davon betroffen. Die einzelnen oder mehrere Wirbelkörper weisen dann Sinterungsfrakturen auf: Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper können einbrechen. Es bilden sich sogenannte Keil- oder Fischwirbel aus. Der Mensch wird kleiner und bildet einen Rundrücken aus.
Ist die Knochenstruktur geschwächt, kann es spontan zu Brüchen kommen. Neben der Osteoporose sind auch Knochentumore und Metastasen Ursache eines porösen Knochens.
Bei einem Trauma bricht der Wirbelkörper durch die direkte Gewalteinwirkung wie bei einem Treppensturz oder indirekt durch eine Stauchung der Wirbelsäule, wie zum Beispiel beim Kopfsprung und Aufprall auf dem Grund.
Was hat ein Wirbelkörperbruch für Folgen?
Ein Knochenbruch verursacht extreme Schmerzen. Dies gilt auch für die Wirbelkörper. Die sehr starken Rückenschmerzen strahlen flächig von der Bruchstelle aus und schränken die Beweglichkeit extrem ein. Chronische Schmerzen bestehen bei wiederholten Brüchen oder wenn diese nicht stabil oder mit einer bleibenden Bewegungseinschränkung verheilen.
Wichtig ist die Stabilität eines Wirbelkörperbruches zu beurteilen. Bei Sinterungsfrakturen ist diese meist gegeben. Kommt es allerdings zu einem Abgleiten der Hinterkante, sind das in der Nachbarschaft gelegene Rückenmark und die Nervenwurzeln in Gefahr. Je nach Schwere der Instabilität wird Nervengewebe gequetscht und der Ausfall einer Nervenwurzel oder eine Querschnittsyndrom entsteht. Bei Rückenmarksquetschung treten dann unterhalb der Schädigung Lähmungen, Gefühlstörung und eine Stuhl- und Harninkontinenz auf.
Wie wird ein Wirbelkörperbruch festgestellt?
In der körperlichen Untersuchung ist die Stelle über der Fraktur extrem druckempfindlich. In Röntgenaufnahmen und in der Computertomographie können wir eine Fraktur leicht feststellen und die Stabilität der Wirbelsäule beurteilen. Liegt dem Knochenbruch eine Entzündung oder ein Tumor zu Grunde, kann manchmal eine Kernspintomographie nützlich sein.
Welche Therapie können wir Ihnen anbieten?
Ob eine konservative Therapie versucht werden kann, hängt stark von der Stabilität des Bruches ab. Hier bieten wir dann eine ausreichende und intensive Schmerzmedikation an. Meist ist Bettruhe notwendig, manchmal kommt ein Stützkorsett zum Einsatz.
Minimal-invasiv: die Kyphoplastie
Eine operative Möglichkeit zur Schmerzminderung und Stabilisierung ist gerade bei älteren Patienten die sogenannte Kyphoplastie: bei der minimal-invasiv Methode geben wir über eine Hohlnadel Knochenzement in den gebrochenen Wirbel ein. Dies stabilisiert den Bruch. Dieses Vorgehen kann mit einem anderen operativen Verfahren an der Wirbelsäule kombiniert werden: zum Beispiel legen wir bei einer Engstelle oder einer Stabilisierungsoperation den Spinalkanal frei. In speziellen Fällen ist ein größerer operativer Eingriff mit einem Wirbelkörperersatz notwendig.
Eile für eine Operation ist besonders bei neurologischen Ausfällen geboten. Bei Querschnittsyndromen operieren wir unverzüglich: Wir legen Nervenstrukturen frei und führen mit unterschiedlichen operativen Maßnahmen wie Knochenspanentfernung, Einbringung von Schrauben oder Stäben, eine Stabilisierung der Wirbelsäule herbei.