Klinik für Neurologie

Elektroenzephalogramm (Elektroencephalographie, EEG)

Das in der Umgangssprache als Hirnstrommessung bekannte Elektroenzephalogramm (EEG) wurde 1924 von Hans Berger entwickelt und ist die älteste neurologische Zusatzdiagnostik. Es misst die bioelektrische Aktivität des Gehirns und hat auch heute noch ein sehr breites Anwendungsgebiet. In nahezu jeder neurologischen oder nervenärztlichen Praxis werden EEG-Aufzeichnungen erstellt.

Bei der Ableitung von Hirnstromkurven werden Potentialschwankungen an der Großhirnrinde gemessen. Auftretende Spannungsschwankungen lassen charakteristische Kurven entstehen. So können mit dieser Technik die elektrische Aktivität und damit die Funktionszustände der Gehirnzellen, nicht aber Gedanken oder Gedächtnisinhalte, protokolliert werden.

Wie wird ein EEG abgeleitet?

Die Registrierung des EEGs erfolgt über eine Vielzahl von Elektroden, die an festgelegten Punkten von der Kopfhaut abgeleitet und anschließend elektronisch verstärkt werden. 

Durch die Wahl standardisierter Ableitungskombinationen kann die bioelektrische Aktivität einzelner Hirnregionen beurteilt werden. Eine Elektroenzephalogramm-Untersuchung ist unschädlich, schmerzlos und beliebig oft wiederholbar.

Der Zeitaufwand bei einer Routineableitung beträgt in etwa 30 Minuten. Ein auffälliges EEG kann wertvolle und diagnostisch entscheidende Hinweise geben.

Besonders bei Epilepsien stellt das EEG ein wichtiges Instrument dar: Anfallsmuster treten als synchronisierte Erregungen während eines epileptischen Anfalles im EEG auf. So kann man beispielsweise einen epileptischen Anfall von anderen Anfallsleiden oder anderen Arten der Bewusstseinsstörungen abgrenzen.

Spezielle EEG-Ableitungen

Man kann durch unterschiedliche Methoden die Aussagekraft der Hirnstromableitung erhöhen. Die einfachste Form ist die wiederholte Ableitung.

Es werden zudem Provokationsmanöver wie verschärftes Atmen (Hyperventilation) oder die Stimulation von Sinnesreizen (Photostimulation) eingesetzt.

Auch unter Ableitung der Hirnstromkurve im Schlaf können weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Dies macht man sich beispielsweise bei einem Kurzschlaf-EEG nach Schlafentzug zu nutze.

 

Veränderungen im EEG

Diffuse Verlangsamungen

Darunter versteht man Veränderungen im Kurvenbild, die keine eindeutige räumliche Zuordnung aufweisen und auf eine diffuse Hirnfunktionsstörung hinweisen. Solche Veränderungen sind zum Beispiel bei Hirnentzündungen, fortgeschrittener Demenz, stoffwechselbedingten Hirnerkrankungen oder Vergiftungen zu beobachten. Jede Art von Bewusstseinstrübung führt zu einer diffusen Verlangsamung.
 

Umschriebene Verlangsamungen

Hier liegen regionale und damit räumlich begrenzte Veränderungen vor. Der Hirnfunktionsstörung kann demnach ein Ort einer Schädigung zugeordnet werden, wie zum Beispiel auf dem Boden eines Schlaganfalles, eines Tumors oder eines räumlich begrenzten entzündlichen Prozesses (Abszess).

Epilepsietypische Aktivität

Im Falle einer Neigung zu epileptischen Anfällen lassen sich typische Muster und Entladungen identifizieren, die sich durch ihre scharf begrenzte und typische Konfiguration sehr gut aus dem Kurvenbild herauslesen lassen.

Video-Langzeit-EEG-Monitoring

Eine weitere Besonderheit ist das Video-Langzeit-EEG-Monitoring, das in unserem Haus an vier dafür speziell ausgestatteten Messplätzen durchgeführt wird.

Für wen ist das Video-Langzeit-EEG-Monitoring geeignet

Da das Routine EEG in der Regel nur die Hirnstromkurve während einer Dauer von 20 Minuten aufzeichnet, wird in dieser Zeit meist nur die Hirnstromkurve zwischen den Anfällen aufgezeichnet. Im Video-Langzeit-EEG-Monitoring werden Patienten mehrere Tage lang ununterbrochen sowohl mittels Videoüberwachung als auch mittels gleichzeitiger EEG-Ableitung überwacht. Durch dieses Spezialangebot ist es uns möglich, in der Mehrzahl der Fälle epileptische von nicht epileptischen Anfällen zu unterscheiden sowie die Art der epileptischen Anfälle näher einzuordnen. Das ist besonders nützlich, wenn der Ablauf eines Anfalles von Ihnen nicht wahrgenommen und beschrieben werden kann oder sich Erinnerungslücken während des Anfalls ergeben. Handy-Video-Aufzeichnungen von Anfällen können heutzutage eine wertvolle Hilfe in Diagnostik und Therapie von epileptischen Anfällen sein. Es gehen jedoch 2/3 aller epileptischen Anfälle mit einer Bewusstlosigkeit einher oder treten im oder aus dem Schlaf heraus auf, so dass die Mehrzahl der Anfälle zu Hause nicht erfasst wird und mit Hilfe des Video-Langzeit-EEG-Monitorings objektiviert werden können.

Meist sind es komplizierte Epilepsieformen, die nicht einfach medikamentös eingestellt werden können. Das Monitoring ist auch in Vorbereitung auf einen epilepsiechirurgischen Eingriff oder zur Implantation oder Einstellung eines Vagus-Nerv-Stimulators erforderlich.

Was passiert genau während des Video-Langzeit-EEG-Monitoring

Neben einer durchgehenden 24-Stunden-Ableitung des EEGs wird eine kontinuierliche Video-Überwachung durchgeführt. Dadurch können nachträglich die während eines Anfalls auftretenden Symptome mit Veränderungen im EEG abgeglichen werden. Durch das 24 Stunden pro Tag anwesende medizinisch-technische Personal können bei Auftreten eines Anfalls gezielte Untersuchungen und standardisierte Testverfahren durchgeführt werden. Zusätzlicher Vorteil einer mehrtägigen Überwachung ist die Kontrolle der Wirksamkeit der anfallsunterdrückenden Medikamente und der stoffwechselbedingten Ursache von Anfällen. 

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