Unser Haus

Paul Gerhardt Haus

Meilenstein in der Versorgung einer älter werdenden Gesellschaft

Mit Unterstützung des Freistaats Bayern haben die Barmherzigen Brüder und die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung in Regensburg rund 29 Millionen Euro in das neu errichtete Paul Gerhardt Haus investiert. Seine Eröffnung im Januar 2017 markiert einen Meilenstein in der 210-jährigen Geschichte des Evangelischen Krankenhauses Regensburg. Diese findet nun an der Prüfeninger Straße ihre zeitgemäße Fortsetzung.

Ein Zentrum für die Altersmedizin... und mehr!

Das Paul Gerhardt Haus beheimatet neben verschiedenen internistischen Disziplinen ein Zentrum für Altersmedizin, welches zukünftig einen Eckpfeiler in der lokalen und regionalen Versorgung einer älter werdenden Gesellschaft darstellen wird. Bis zu 100 betagte und multimorbide Patienten können hier tagesklinisch und stationär behandelt werden. Das komplette Gebäude ist architektonisch sowie vom Farb- und Materialkonzept speziell auf die Behandlung geriatrischer Patienten ausgelegt. Patienten, Angehörige und Mitarbeiter profitieren von der unmittelbaren Anbindung an das Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, da jederzeit ergänzend auf die dortige medizinische und pflegerische Hochleistungsversorgung zugegriffen werden kann.

Darüber hinaus wird das Zentrum für Altersmedizin in Kooperation mit Universitäten, der Ostbayerischen Technischen Hochschule, dem Fraunhofer Institut sowie dem Bildungsinstitut der Barmherzigen Brüder altersmedizinische Forschung betreiben und die spezifische Weiterbildung von Pflegekräften, Ärzten und Therapeuten fördern.

Die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung ergänzt mit ihrer Expertise in der ambulanten und stationären Altenhilfe und baut in der Kooperation ihr Versorgungsnetz weiter aus.

210 Jahre Tradition – Das Evangelische Krankenhaus

Das Jubiläumsjahr fällt zusammen mit dem Gedenken an die Gründung des ersten neuzeitlichen katholischen Krankenhauses in der Stadt Regensburg vor 350 Jahren: 1667 war das sogenannte „Domkapitelsche Krankenhaus“ eröffnet worden, in dessen Nachfolge das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder steht. 1927 ging der Bau an der Prüfeninger Straße an den Start, an dem sich nun genau neunzig Jahre später ein Stück Stadtgeschichte vollendet – und an dem neue Akzente gesetzt werden: Und zwar mit dem ehrwürdigen Evangelischen Krankenhaus.

Am 25. Juli 1807 hatte es seine Pforten geöffnet, die nun nach 210 Jahren in der bisher bekannten Form wieder geschlossen werden. Was einst als ein Anbau an das Domkapitelsche Krankenhaus begonnen hatte (1806/07), setzte sich in eigenständiger Entwicklung vor 180 Jahren (1837) am Ägidienplatz und vor 135 Jahren (1882) am Emmeramsplatz fort. Im Paul Gerhardt Haus wird die Geschichte des beliebten Evangelischen Krankenhauses nun an der Prüfeninger Straße fortgeführt.

Das jetzt neu aufgeschlagene Kapitel ist das Ergebnis einer notwendigen, von den verantwortlich Handelnden der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung in Regensburg (EWR) favorisierten Anpassung an die Entwicklungen der Gegenwart. Das in seiner Geschichte mehrfach vor die Existenzfrage gestellte Evangelische Krankenhaus hat im Paul Gerhardt Haus in neuer Form einen würdigen Fortbestand gefunden.

Paul Gerhardt – Dichter der Ökumene und Namensgeber

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts herrschen in Deutschland schlimme Krankheiten, Epidemien und ein verheerender Konflikt: der 30jährige Krieg. Es ist nicht nur eine politische Auseinandersetzung, sondern auch eine religiöse. Alt werden in diesen Zeiten nur wenige Menschen.

Paul GerhardtEvangelisches Gesangbuch, Nr. 361

Befiehl du deine Wege  |  und was dein Herze kränkt  |  der allertreusten Pflege  |  des, der den Himmel lenkt.  |  Der Wolken Luft und Winden  |  gibt Wege, Lauf und Bahn  |  der wird auch Wege finden,  |  da dein Fuß gehen kann.

Es ist die Zeit, in der auch der Pfarrer Paul Gerhardt lebt. Er schreibt Gedichte und Lieder gegen das Elend, gegen die Not, gegen den Tod. Und spendet den Menschen damit Trost, indem er den Blick über das belastende Alltagsleid hinaus weitet. Paul Gerhardt kommt 1607 in der Nähe von Wittenberg auf die Welt, schon mit 14 Jahren wird er Vollwaise. Dennoch besucht er von 1622 an die klösterliche Fürstenschule in Grimma und studiert danach ab 1628 Theologie in Wittenberg. 1642/43 zieht Paul Gerhardt nach Berlin und begegnet dort Johann Crüger, dem Kantor an St. Nikolai, der ältesten Kirche Berlins. Dieser regt ihn zum Schreiben von Liedtexten an, die er selbst, Johann Crüger, vertont. Innerhalb weniger Jahre entstehen eine Reihe noch heute bekannter und viel gesungener Lieder. Etliche davon stehen im evangelischen Gesangbuch und im katholischen Gotteslob.

Paul Gerhardt hat die Gabe, schwierige theologische Sachverhalte in einfachen Worten und gut vorstellbaren Bildern darzustellen. So erreicht er – nicht nur über den Verstand, sondern viel mehr noch über das Gefühl – Menschen allen Alters und aller Standesschichten.

1651 wird Paul Gerhardt – immerhin schon 45 Jahre alt – in St. Nikolai, ordiniert. Anschließend wirkt er bis 1657 als Pfarrer in Mittenwalde in der Mark Brandenburg, wo er als Dichter seine produktivsten Jahre erlebt. In Mittenwalde lernt er auch seine fünfzehn Jahre jüngere Frau Anna Maria kennen. Die beiden bekommen fünf Kinder, von denen nur eines, der Sohn Paul, überlebt.

1657 kehrt Paul Gerhardt nach Berlin zurück. Hier bleibt er, bis er nach vehementen theologischen Auseinandersetzungen mit der Kirchenleitung 1666 seines Amtes enthoben wird. Nach drei Jahren Arbeitslosigkeit – in dieser Zeit stirbt seine Frau – tritt er 1669 seine letzte Stelle in Lübben im Spreewald an. Am 27. Mai 1676 stirbt er. Er wird im Altarraum seiner Kirche begraben.

Paul Gerhardt ist – neben Martin Luther – der bedeutendste Kirchenlieddichter des Protestantismus. Viele seiner Lieder sind im Laufe der Jahrhunderte zu Volksliedern geworden, die jede und jeder gerne mitsang und heute noch mitsingt. Nicht nur in der Kirche. Mit schlichten, klaren und bisweilen bewegenden Worten und Bildern richtet Paul Gerhardt unser Augenmerk immer wieder auf Gott als den Schöpfer, Begleiter und Bewahrer des Lebens und auf sein alle und alles umfassendes Wirken.

Seine Lieder sind Glaubenslieder und vor allem auch Lebenslieder. Lieder, die auch in schwerer oder schwerster Zeit zum Leben einladen und ermutigen. Damals wie heute. Zu einem Leben, das sich aus einem unerschütterlichen Vertrauen zu Gott speist.

Von Gott erhofft und erwartet sich Paul Gerhardt ganz fest:

Paul GerhardtEvangelisches Gesangbuch, Nr. 503,13

Hilf mir und segne meinen Geist  |  mit Segen, der vom Himmel fleußt,  |  dass ich dir stetig blühe;  |  gib, dass der Sommer deiner Gnad  |  in meiner Seele früh und spat  |  viel Glaubensfrüchte ziehe.

Zu solchem Gottvertrauen möchte uns Paul Gerhardt immer noch und immer wieder einladen.

Was für eine Geschichte: Welch medizinhistorischer Akt begleitet den 150. Geburtstag des seligen Eustachius Kugler (1867–1946), Begründer des Klosters und Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg!