Klinik für Urologie

Therapie

Physiotherapie mit Beckenbodengymnastik

Fundament einer gesunden Beckenboden- und Kontinenzfunktion ist ein intakter und funktionsfähiger Muskel- und Bandapparat. Durch gezielte Beübung unter Anleitung eines geschulten und erfahrenen Physiotherapeuten können sowohl eine Inkontinenz wie auch Beschwerden bei gering ausgeprägten Senkungszuständen verbessert werden.  Das korrekte Erlernen des Beckenbodentranings im Rahmen der Physiotherapiesitzungen befähigen den Patienten dieses Training dauerhaft und effektiv täglich zu Hause weiter zu führen.

Elektrostimulation und Biofeedback

Bei der Elektrostimulationstherapie handelt es sich um eine Reizstromtherapie, bei der die Muskulatur des Beckenbodens über schwache schmerzlose Stromimpulse zur Kontraktion angeregt und gestärkt wird. Bei der Biofeedbacktherapie spannt der Patient die Muskulatur eigenständig an. Die Stärke dieser Muskelkontraktionen werden über ein Messgerät für den Patienten sichtbar gemacht. Hierdurch kann das gezielte Ansteuern der Beckenbodenmuskulatur optisch kontrolliert erlernt und im täglichen Training verbessert werden.

Medikamente

Im Falle eines gehäuften stürmischen Harndranges mit oder ohne Harndranginkontinenz stehen für Frau und Mann wirksame und sichere Substanzen zur Behandlung zur Verfügung. Diese Medikamente aus der Gruppe der Anticholinergika erhöhen die Speicherfähigkeit der Harnblase und reduzieren die Zahl der Inkontinenzepisoden. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit unbehandeltem oder unerkanntem grünem Star (Engwinkelglaukom).

Botulinumtoxin

Sollten konservative Therapiemethoden die Symptome einer Harninkontinenz nicht lindern oder heilen, kann mit einer Blasenspiegelung durch die Harnröhre der Wirkstoff Botulinumtoxin direkt in die Harnblasenwand eingespritzt werden. Da der Blasenmuskel über Monate entspannt ist,  kann sowohl ein ständiger und überfallartiger Harndrang mit und ohne Inkontinenz geheilt oder deutlich verbessert werden. Wenn die Wirkung nach circa 9 - 12 Monaten allmählich nachlässt, kann eine erneute Injektion erfolgen. Der Eingriff - in lokaler Betäubung oder Kurznarkose - dauert meist zwischen 10 und 20 Minuten und ist nicht oder nur wenig schmerzhaft.

Sakrale Neuromodulation

Rückenmark und Gehirn kontrollieren auch die Funktionen der Harnblase, des Enddarmes sowie der Beckenbodenmuskulatur. Die Nervenbahnen des unteren Rückenmarks steuern die Blasenmuskulatur. Wenn Nerven und Muskeln nicht korrekt zusammenarbeiten, kann es zu verschiedenen Blasenfunktionsstörungen kommen:

  • Überaktive Harnblase mit überfallartigem und häufigem Harndrang (frequency-urgency-Syndrom)
  • Harndranginkontinenz
  • Blasenentleerungsstörungen

Ein Blasen- oder Beckenbodenschrittmacher kann durch leichte elektronische Impulse die Sakralnerven (Steißbein-Nerven) modulieren (verändern) und die Blasenfunktion wieder in Balance bringen. Patienten, die auf andere Behandlungen nicht angesprochen haben, kann diese Therapie helfen, wieder ein normales Leben zu führen.

Bandplastiken der Harnröhre bei Harnbelastungsinkontinenz der Frau

Bei dieser Therapie wird ein netzartiges Kunststoffband spannungsfrei unterhalb der Harnröhre platziert. Die minimalinvasive Operationstechnik stabilisiert die Harnröhre und kann bei Frauen mit ungewolltem Urinverlust angewandt werden.

Blasenhalssuspension nach Burch

Die Blasenhalssuspension bei der Belastungsinkontinenz wird angewendet, wenn diese durch eine Absenkung der Blase aus ihrer normalen Position verursacht wurde. Sie kann auch eine Alternative nach einer erfolglosen Bandplastik der Harnröhre sein. Bei dieser Operation wird der Blasenhals angehoben und stabilisiert. Zwischen Scheide und Schambeinast bringt der Urologe Haltefäden an, um eine Belastungsinkontinenz zu behandeln. Die Operation kann durch einen Unterbauchschnitt oder minimal invasiv (Laparoskopie) erfolgen.

Unterspritzung der Harnröhrenschleimhaut mit aufpolsternden Gelsubstanzen bei der Frau

Frauen, bei denen wegen Nebenerkrankungen, Voroperationen oder ihres gesundheitlichen Allgemeinzustandes andere Therapien nicht in Frage kommen, können mit „Bulking Agents“, Füllstoffen behandelt werden. Während einer Harnröhrenspiegelung wird in die Harnröhrenwand ein Gel eingespritzt, um den Verschluss der Harnröhre bei einer Belastungsinkontinenz der Frau zu verbessern.

ATOMS-System bei männlicher Harnbelastungsinkontinenz

Bei manchen Männern, die wir nach einer Prostata-Operation oder Strahlentherapie wegen einer Belastungsinkontinenz behandeln, kann es sein, dass herkömmliche Therapien allein, den Urinverlust nicht verbessern. Es ist aber möglich – je nach Ursache, Schwere und Begleitumständen – einen künstlichen Harnblasenschließmuskel zu implantieren. Der Urologe verwendet hierfür das ATOMS-System. Das ist eine Schlinge, die minimalinvasiv über einen einzelnen circa 5 cm langen Hautschnitt zwischen Hodensack und After in Narkose oder Rückenmarksbetäubung eingesetzt wird. Dieses Sphinkter-Ersatz-System kann nach der Operation auch mehrfach – ohne Narkose, durch einfache Nadelpunktion – angepasst werden. Es kann bei allen Graden der Belastungsinkontinenz beim Mann eingesetzt werden.

AMS 800 bei mittlerer bis schwerer Harnbelastungsinkontinenz

Der künstliche Schließmuskel wurde 1972 eingeführt seither immer wieder auf den neuesten Stand gebracht. Das heutige AMS 800 – System funktioniert so:
Die Harnröhre des Mannes wird durch eine umliegende Manschette verschlossen. Diese öffnet sich erst dann, wenn der Mann zum Wasserlassen eine Pumpe betätigt, die in den Hodensack eingesetzt wurde. Der Urin kann anschließend über die Harnröhre abfließen. Für Männer, die über manuell geschickte Handhabung verfügen, hat sich dieses System im Alltag als sehr zuverlässig erwiesen.

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