Demenz und Delir – Ganzheitliche Unterstützung
Hier stellen wir Ihnen unser gesamthausweites Demenzkonzept vor.
Menschen mit Vergesslichkeitserscheinungen, Demenz oder einem akuten Verwirrtheitszustand (Delir), die ins Krankenhaus aufgenommen werden, sind im besonderen Maße auf unsere Unterstützung während des Krankenhausaufenthalts angewiesen. Hier erfahren Sie, wie wir mit unseren Patientinnen und Patienten mit Vergesslichkeitserscheinungen bis hin zur Demenz sorgsam umgehen.
Im Krankenhaus entstehen neue Situationen und die Menschen haben Kontakt zu vielen für sie unbekannten Personen. Eine Anpassung an die Tagesabläufe und Strukturen eines Krankenhauses fällt manchen Menschen schwerer als anderen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle Berufsgruppen des Krankenhauses in dieser besonderen Zeit helfen und einen möglichst sicheren Aufenthalt gewährleisten.
Ein Konzept, wie wir mit den Menschen mit Vergesslichkeitserscheinungen bis hin zur Demenz sorgsam umgehen, wurde von einem Projektteam unter der Leitung von Chefärztin Prof. Dr. Hoffmann (Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie) entwickelt und in einem gesamthausweiten Leitfaden festgelegt.
Ziel ist es, dass bei Menschen mit Demenz einerseits ein Delir vermieden wird, andererseits ein Gefühl von Vertrauen und Verlässlichkeit vermittelt wird. Die Menschen sollen sich verständlich machen können und verstanden zu werden. Die größtmögliche Selbstbestimmung und Selbständigkeit soll erhalten oder wiederhergestellt werden.
Damit Menschen, die Vergesslichkeitserscheinungen bis hin zur Demenz frühzeitig erkannt werden, wird bereits in der Notaufnahme Tests durchgeführt. Bei Auffälligkeiten bekommen alle Berufsgruppen, die Patientenkontakt haben, einen Hinweis und die Aufforderung, festgelegte Maßnahmen umzusetzen.
Häufige Probleme, die bei Menschen mit Vergesslichkeits oder Demenz während eines Krankenhausaufenthaltes auftreten können
- Tag-Nacht-Umkehrung
- Hinlauftendenz
- Sturzereignisse
- Entfernung von Zu- und Ableitungen
- Nahrungsverweigerung
- Verweigerung und Ablehnung von Maßnahmen
- herausforderndes Verhalten, z. B. Rufen oder abwehrendes Verhalten
Regelmäßige Fortbildungen und Sensibilisierungen der Mitarbeiter erhöhen die Sicherheit der Betroffenen und sorgen dafür, dass Maßnahmen bereits vorbeugend eingeleitet wird, damit o. g. Probleme erst gar nicht entstehen. Zur Unterstützung hat jeder Bereich interdisziplinäre Demenz- und Delirbeauftragte, die spezifisch geschult und als Ansprechpartner vor Ort sind. Eine zentrale Demenz- und Delirbeauftragte kümmert sich um Angehörigenberatungen, Pflegeberatungen, Patientenbetreuungen und die Durchführung von Untersuchungen
Um einen guten Krankenhausverlauf zu fördern, stehen Materialien und Personengruppen zur Verfügung
- Betreuung durch Ehrenamtliche und Betreuungskräfte, nächtliche Sitzwachen, Aktivierungsangebote, Seelsorge und Besuchsdienst
- Aktivierungs- und Beschäftigungsmaterialien sind auf den Stationen und Bereichen vorhanden (Spiele, Bücher, u.v.m. wurde durch den Verein zur Förderung des Krankenhauses Barmherzige Brüder und der Palliativarbeit e. V. unterstützt)
- Orientierungshilfen wie Uhren und Kalender sind aufgehängt
- Transportboxen (Elibox) für Hörgeräte, Zahnprothesen und Brillen stehen zur Verfügung, damit Patienten ihre Hilfsmittel zu Operations-fahrten und Untersuchungen tragen, sie dort aber nicht verloren gehen.
Um die Gehirnleistung zu unterstützen und ein Delir zu vermeiden, wird auf folgendes geachtet
- Schmerzmanagement
- Medikamentenmanagement
- Assessments zur kognitiven Einschätzung
- Umgang mit Zu- und Ableitungen
- Gefahren erkennen und reduzieren (z. B. Sturzgefahr)
- Reizüberflutungen vermeiden
- Wartezeiten verkürzen
- Wertschätzende, empathische Kommunikation
Ihre Angehörigen brauchen auch Ihre Unterstützung. Was können Sie tun?
Vertrautes Gesicht
Ein vertrautes Gesicht und eine vertraute Stimme helfen Ihrem Angehörigen das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen zu stärken. Regelmäßige Besuche und Telefonate sind deshalb wichtig.
Vertraute Dinge
Bringen Sie Ihrem Angehörigen vertraute Dinge mit: eigene Kleidung, bekannte Gerüche wie Parfüm oder eigene Creme, Fotos, Radio, Zeitung etc.
Notwenige Hilfsmittel
Denken Sie an die notwendigen Hilfsmittel: der eigene Rollator, die Brille, das Hörgerät mit Batterien oder Zahnprothesen. Achten Sie darauf, dass diese auch getragen werden.
Orientierung
Zur Förderung der Orientierung bringen Sie gerne einen Wecker, die Taschenuhr oder einen Tischkalender mit.
Essen
Bieten Sie Essen und Trinken an. Oft wird Nahrung von vertrauten Personen besser akzeptiert. Die Lieblingssüßigkeit, Obst oder ein Lieblingsgetränk können Sie gerne nach Rücksprache mit der Pflege mitbringen.
Bewegung
Motivieren Sie Ihren Angehörigen, sich bei Ihrem Besuch aufzusetzen oder gemeinsam spazieren zu gehen, sofern es hierzu keine ärztlichen Bedenken gibt.
Keine Kritik
Vermeiden Sie Kritik und nehmen Sie Aussagen nicht persönlich, auch wenn es Ihnen manchmal schwerfallen wird. Wertschätzung und Toleranz statt Fehlerhinweisen sind nun wichtig.
Motivation und Lob
Motivation und Lob sind ebenfalls wichtig. Gehen Sie ohne Erwartungen zu Ihrem Angehörigen, sondern sehen Sie auch die kleinen Fortschritte. Geduld ist sehr wichtig.
Mimik und Gestik
Sprechen Sie langsam und deutlich. Seien Sie freundlich zugewandt und sich bewusst, dass Ihre Mimik und Gestik eine große Bedeutung hat.
Müssen und Dürfen
Vermeiden Sie das Wort „müssen“. Formulieren Sie es als „dürfen“ oder als „Empfehlung“. Vermeiden Sie das Wort „später“ oder Zukunftsaussagen wie „Morgen“ oder „nächste Woche“.
Kontakt
Zentrale Demenz- und Delirbeauftragte
Theresa Jobst
Tel. +49 941 369-93315
(Dienstag und Donnerstag)
E-Mail