Klinik für Herzrhythmusstörungen
Vorhofrhythmusstörungen
(supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen)
Vorhofrhythmusstörungen sind die häufigsten Arrhythmien des Herzens. Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen entstehen in den Herzvorhöfen und zeigen ein breites Spektrum an Manifestationen. Diese Arrhytmien stellen in der Regel kein erhöhtes Risiko des plötzlichen Herztodes dar, gehen jedoch oftmals mit erheblichen Beschwerden wie beispielsweise Herzklopfen, Schwindel, Leistungseinbruch, Luftnot und vielen anderen einher.
Vorhoffrhythmusstörungen können ihren Ursprung sowohl im linken als auch rechten Vorhof des Herzens haben. Neben konservativen Manövern oder einer medikamentösen Therapie, die wir Ihnen in einem individuellen Gespräch gerne erklären, bietet sich insbesondere bei dieser Form der Herzrhythmusstörungen die differenzierte katheterinterventionelle Therapien an. Letztere weist meist sehr hohe Erfolgsaussichten (> 90 Prozent) auf mittels eines Kathetereingriffes eine anhaltende Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Die häufigsten in unserer Klinik behandelten Herzrhythmusstörungen sind:
Vorhofflattern
Bei typischem Vorhofflattern handelt es sich um eine Rhythmusstörung, die durch eine schnelle, kreisende Erregung im rechten Vorhof verursacht wird. Anhaltendes Vorhofflattern, häufig verbunden mit anhaltend schnellem Puls (~ 120-140/min), kann neben den Symptomen der Erschöpfung und Luftnot auch zu einer Herzschwäche führen. Ebenfalls besteht ein erhöhtes Schlaganfallsrisiko. Die Therapie der Wahl ist die sogenannte Katheterablation (Verödungstherapie). Mit diesem Kathetereingriff ist es uns in mehr als 95 Prozent der Fälle möglich, diese Rhythmusstörung dauerhaft zu beseitigen.
Vorhofflimmern
Die häufigste Rhythmusstörung des Herzens ist das Vorhofflimmern. Begünstigend für das Auftreten von Vorhofflimmern können Bluthochdruck, Diabetes mellitus, sowie alle Arten von Herz-Kreislauferkrankungen sein. Unabhängig davon tritt Vorhofflimmern mit zunehmendem Lebensalter gehäuft auf. Beim Vorhofflimmern liegt eine sehr schnelle elektrische Erregung der Herzvorhöfe vor, die sich nicht mehr im Wechsel mit den Herzkammern kontrahieren, sondern in Bezug auf ihre Kontraktion funktionell stillstehen. Man kann diesen Zustand wie einen elektrischen Wirbelsturm beschreiben, der die Herzvorhöfe betrifft, und einen Verlust der Vorhofkontraktion zur Folge hat. Die Herzkammern empfangen über den AV-Knoten diese nun beschleunigten und unregelmäßig eintreffenden elektrischen Impulse. Das Herz schlägt oft schneller, dabei jedoch völlig unregelmäßig. Gerade die schnellen und dabei völlig unregelmäßigen Herzaktionen, gefühlt durch den ebenso unregelmäßigen Puls wird oft als unangenehm empfunden.
Abhängig von der Anfalls-Häufung wird unterschieden:
- Paroxysmales Vorhofflimmern: Anfallsartiges Vorhofflimmern, das meist innerhalb von circa 48 Stunden von selbst endet
- Persistierendes Vorhofflimmern: Mehr als sieben Tage andauerndes Vorhofflimmern. Der Sinusrhythmus kann durch eine elektrische Kardioversion (Elektroschock) wieder hergestellt werden
- Permanentes Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern liegt als Dauerzustand vor, es besteht keine Möglichkeit, den Sinusrhythmus wieder zu erreichen.
Symptome
Die Wahrnehmung dieser Rhythmusstörung ist individuell sehr unterschiedlich. Ein Teil der Patienten nimmt Vorhofflimmern nicht wahr (asymptomatisch), wohingegen andere Patienten eine erhebliche Einschränkung ihres Befindens durch die Rhythmusstörung erfahren (symptomatisch). Beispiele hierfür sind unangenehmes Herzstolpern, Brustschmerz, Luftnot, Abgeschlagenheit, Leistungseinbuße, Müdigkeit oder Schwindel. Bei länger bestehendem Vorhofflimmern, welches mit anhaltend schnellem Puls einhergeht, besteht die Gefahr, dass sich eine Pumpschwäche des Herzens, eine Herzinsuffizienz einwickelt. Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Ursachen des Schlaganfalls, da sich in dem mechanisch stillstehendem linken Herzvorhof leichter Blutgerinnsel bilden können, die fortgetragen mit dem Blutstrom einen Schlaganfall verursachen können.
Therapie-Strategien
Grundsätzlich unterscheiden sich zwei therapeutische Strategien, die sich an den Beschwerden der Patienten orientieren:
- Frequenz-kontrollierende Therapie: Dies empfiehlt sich vor allem bei Patienten, welche Vorhofflimmern nicht wahrnehmen (asymptomatische Patienten) und bei denen auch kein Herzrasen im Zusammenhang mit dem Vorhofflimmern vorliegt. Die Rhythmusstörung wird gut toleriert, eine eventuell noch erhöhte Herzfrequenz lässt sich problemlos durch eine medikamentöse Therapie absenken.
- Rhythmus-kontrollierende Therapie: Die Therapie hat zum Ziel, den normalen Sinusrhythmus zu erhalten und das Vorhofflimmern zu beseitigen.
Therapien
- Spezielle Medikamente (Antiarrhythmika)
- Katheterablation: Mittels einer elektrischen Isolation der Lungenvenen ist eine anhaltende Beschwerdefreiheit bei paroxysmalem Vorhofflimmern (70-80 Prozent) und bei persistierendem Vorhofflimmern (55-60 Prozent) nach einem Kathetereingriff zu erwarten. In einzelnen Fällen kann nach einigen Monaten bis Jahren auch ein nochmaliger Kathetereingriff erforderlich werden. Nach einer Katheterablation von Vorhofflimmern ist erfahrungsgemäß erst nach etwa drei Monaten der anhaltende Erfolg des Eingriffes abzuschätzen. Gerne besprechen wir mit Ihnen Ihre persönliche Situation, das für Sie geeignete Vorgehen mit der zu erwartenden Erfolgschance in Ihrem speziellen Fall.
DKG-zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum
Im November 2023 fand die Erstzertifizierung der Klinik für Herzrhythmusstörungen am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Regensburg als von der Deutschen Fachgesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum statt („Die Gutachter empfehlen uneingeschränkt die Zertifizierung als Vorhofflimmer-Zentrum.“)
Die Klinik für Herzrhythmusstörungen wurde hierdurch als eine von bislang nur 9 Kliniken in Bayern aufgrund ihres hohen Standards, ihrer Fachkompetenz und Erfahrung in der Behandlung dieser komplexen Herzrhythmusstörung ausgezeichnet.
AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
Die Überleitung des elektrischen Signals von den Vorhöfen auf die Herzkammern findet am AV-Knoten statt. In der Nachbarschaft dieser Struktur kann sich zusätzliches Leitungsgewebe befinden, welches es ermöglicht, das ein elektrischer Impuls im Sinne eines Kurzschluss sehr schnell im Kreis läuft und die Herzkammern plötzlich durch sehr schnelle Impulse rasen lässt. Die oft auch jüngeren Patienten erleben ein schlagartig und plötzlich einsetzendes Herzrasen mit regelmäßiger Herzaktion zw. 160-220/min. Viele Patienten können dieses anfallsartig auftretende Herzrasen durch bestimmte Manöver, wie z. B. Trinken kalten Wassers, Bauchpressen oder Husten beenden. Die Ablationstherapie kann diese Tachykardien anhaltend erfolgreich, mit einer Erfolgsquote von über 98 Prozent beseitigen.
Wolf-Parkinson-White-Syndrom
Normalerweise ist einzig der AV-Knoten in der Lage, elektrische Signale aus den Vorhöfen auf die Hauptkammern zu leiten. Etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung zeigen eine zusätzliche elektrische Verbindung zwischen den Herzvorhöfen und den Herzkammern, eine sogenannte zusätzliche Leitungsbahn. In Folge kann es bereits in der Kindheit zu plötzlichem Herzrasen kommen. Als Hinweis auf eine zusätzliche Leitungsbahn kann sich diese Kurzschlussverbindung im EKG als sogenannte Delta-Welle darstellen. Die Katheterablation (Verödung) dieser zusätzlichen Bahn ermöglicht in 98 Prozent der Fälle eine dauerhafte Beseitigung dieser Bahn und des damit verbundenen Herzrasens.