Darmzentrum

Früherkennung

Dickdarmkrebs ist heilbar, wenn man ihn früh entdeckt. Aus dem Grund hat die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr eine sehr hohe Bedeutung. Da die Vorläufer des Dickdarmkrebses, die sogenannten Polypen, und auch der eigentliche Dickdarmkrebs in früheren Stadien meist keine Beschwerden verursachen, muss der Arzt bei einer Vorsorgeuntersuchung gezielt nach diesen Veränderungen suchen.

Eine Früherkennung kann durch jährliche Untersuchung einer Stuhlprobe auf verstecktes Blut zum Beispiel mit Hilfe des Hämoccult-Tests sowie einer Untersuchung des Mastdarms mit dem Finger erfolgen. Diese Vorsorgeuntersuchung beginnt im Alter von 45 Jahren und führt zu einer Verringerung der Sterblichkeit an Darmkrebs um 30 %. Seit dem 1. Oktober 2002 wird von den Krankenkassen eine Dickdarmspiegelung, die so genannte Koloskopie, zur Krebsvorsorge befürwortet und bezahlt. Die komplette Darmspiegelung ist im Augenblick die sicherste Methode, um Polypen und frühe Stadien des Darmkrebses zu erkennen. Findet sich bei der ersten Untersuchung, die in einem Alter zwischen 50 und 55 Jahren durchgeführt werden soll, ein unauffälliger Befund, genügt die zweite Untersuchung zehn Jahre später.

Eine Dickdarmspiegelung sollte auf jeden Fall dann durchgeführt werden, wenn Angehörige in der Familie bereits an einem Polypen oder Dickdarmkrebs erkrankt sind. In der Regel sollten sich die Betroffenen zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Angehörigen erstmals untersuchen lassen. Dazu folgendes Beispiel: Bei Frau Müller wurde mit 50 Jahren ein Darmpolyp festgestellt und entfernt. Ihr Sohn Max sollte sich also schon mit 40 Jahren einer Darmspiegelung unterziehen, um einen Polypen im Darm auszuschließen und gegebenenfalls entfernen zu lassen.

Hämoccult-Test

Mit diesem Test werden drei aufeinander folgende Stuhlproben auf nicht sichtbares Blut untersucht: Man weiß heutzutage, dass Polypen und besonders der Dickdarmkrebs immer wieder kleine Mengen Blut in den Darm abgeben. Der Patient bringt eine kleine Stuhlprobe mit Hilfe eines Spatels auf einen Teststreifen auf und händigt diesen dem Hausarzt aus. Das Testbriefchen wird dann vom Labor mit einer Lösung beträufelt, die sich im positiven Fall bei Vorhandensein von Blut in eine blaue Farbe verwandelt. Wenn dieser Test auch nur in einer der drei Proben positiv ist, muss eine Darmspiegelung zur weiteren Abklärung erfolgen. Würde man diesen Test flächendeckend in Deutschland durchführen, könnte man die Sterblichkeit an Dickdarmkrebs um 30 Prozent senken. Allerdings entdeckt dieser Test nicht in jedem Fall einen vorhandenen Polypen oder Darmkrebs. Auch beweist der positive Ausfall des Tests noch keinen Krebs. Erst eine Darmspiegelung bringt definitive Klärung.

Darmspiegelung (Koloskopie)

Die derzeit beste und sensibelste Methode, eine Krebsvorstufe (Polyp) oder einen Darmkrebs nachzuweisen, ist die Spiegelung des gesamten Dickdarms. Sie wird auch Koloskopie genannt. Ein großer Vorteil der Darmspiegelung ist auch, dass über den Nachweis solcher Befunde hinaus, auch gleichzeitig Polypen und ganz frühe Formen des Darmkrebses während einer Darmspiegelung vom Arzt abgetragen werden können. Damit die Darmschleimhaut ausreichend beurteilt werden kann, muss der Darm am Vortag mit einer speziellen Trinklösung abgeführt und gereinigt werden.

Die Dickdarm-Spiegelung ist eine ungefährliche Untersuchung, die circa 30 Minuten dauert und in leichter Narkose durchgeführt wird. Normalerweise ist sie nicht schmerzhaft. Zur Darmspiegelung wird vom Arzt ein flexibler Schlauch über den After eingeführt. An den Schlauch (Endoskop) ist eine Videokamera angeschlossen, so dass der Arzt über den Bildschirm jeden Abschnitt des Darms sorgfältig beurteilen kann.

Liegt ein Polyp vor, kann der Arzt ihn abtragen: Bei Polypen mit einem so genannten Stiel wird der Polyp mit einer Schlinge umfasst und am Stiel mit elektrischem Schneidestrom abgetrennt. Bei flach wachsenden Polypen, wird zunächst der Polyp mit einer bestimmten Lösung unterspritzt und dadurch von der Unterfläche abgehoben, dann erst mit der Schlinge gefasst und entfernt. Das entnommene Gewebe wird dem Pathologen übersandt, der unter dem Mikroskop untersucht, ob Krebsvorstufen oder bereits ein Darmkrebs vorliegen. Weiterhin beurteilt der Pathologe im Falle eines ganz frühen Krebsstadiums, ob der Befund vollständig, also im Gesunden, abgetragen wurde.

Kann ein auffälliger Befund nicht mit der Schlinge abgetragen werden, entnimmt der Arzt hieraus zumindest mehrere Proben für den Pathologen, um eine Diagnose stellen und das weitere Vorgehen festlegen zu können.

Im Magazin Focus Gesundheit (Ausgabe 6/2020) finden Sie den Artikel "Keine Chance für den Krebs", der die Darmkrebs-Vorsorge an unserem Haus beleuchtet. Der Artikel veranschaulicht, wie Prof. Oliver Pech, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und interventionelle Endoskopie, künstliche Intelligenz bei Darmspiegelungen erprobt. (Quelle: Constanze Löffler: "Keine Chance für den Krebs", Focus Gesundheit, Ausgabe 6/2020, S.70-73)

ZUM ARTIKEL "KEINE CHANCE FÜR DEN KREBS"

Virtuelle Endoskopie

Immer wieder hört man von neuen Untersuchungstechniken wie der virtuellen Endoskopie. Hierbei stellt man den Dickdarm entweder durch eine Computertomographie oder Kernspintomographie ohne Einführung eines Endoskopes dar. Diese Techniken, bei denen auch eine Darmreinigung wie bei einer Darmspiegelung notwendig ist, eignen sich aber im Augenblick noch nicht für Vorsorgeprogramme des Dickdarmkrebses. Sie sind nicht ganz so empfindlich in der Entdeckung von kleineren Polypen wie die Darmspiegelung und man kann entdeckte Polypen nicht sofort entfernen. Es ist aber durchaus möglich, dass diese Techniken in der Zukunft in größerem Unfang für diese Aufgaben zur Verfügung stehen werden.