Klinik für Neurochirurgie
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Unsere Neurochirurgische Klinik verfügt über alle notwendigen hochmodernen technischen Verfahren, um Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma behandeln und überwachen zu können. Wir bieten hochprofessionelle, interdisziplinäre Zusammenarbeit in unserem Krankenhaus und dadurch den höchsten Standard in der Versorgung von Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma.
Unter dem Begriff Schädel-Hirn-Trauma fassen wir jede Form einer Gehirnverletzung zusammen, die als Folge einer direkten äußeren Gewalteinwirkung auf den Kopf entsteht. Zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall, Arbeitsunfall, Sportunfall oder Sturz aus großer Höhe.
Das Schädel-Hirn-Trauma ist heute leider immer noch eine der Haupttodesursachen von unter 45jährigen Menschen und die Haupttodesursache von Kindern unter 15 Jahren. In Deutschland erleiden pro Jahr circa 270.000 Menschen ein Schädel-Hirn-Trauma. Glücklicherweise zählen 90 Prozent zu den Leichtverletzten. Männer sind mit 60 Prozent häufiger betroffen. Nahezu ein Drittel der Verletzten ist unter 16 Jahren.
Die Schädel Hirn Traumata werden in gedeckt und offen unterteilt. Oder nach der sogenannten Glasgow-Koma-Skala (GCS): es werden 3 bis 15 Punkten vergeben und drei Schweregrade der Bewusstseinsstörung unterschieden. Wir testen dabei klinisch die verbale und motorische Reaktion und die Fähigkeit nach Aufforderung die Augen zu öffnen:
- leichtes Schädel-Hirn-Trauma: GCS 15–13
- mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma: GCS 12–9
- schweres Schädel-Hirn-Trauma: GCS 8–3
Welche Schäden treten bei einem Schädel-Hirn-Trauma auf?
Neben der Gehirnerschütterung (Commotio cerebri), der leichtesten Form eines Schädel-Hirn-Traumas, können Blutungen, Quetschungen oder Zerreißungen innerhalb des knöchernen Schädels auftreten. Dies betrifft Hirngewebe, Hirnhäute, Gefäße oder Nervenwasserräume. Es können auch Brüche des Schädelknochens die Folge sein. Gerade wegen der Gefahr, eine Hirnblutung im Nachgang zu entwickeln, raten wir den leicht betroffenen Patienten oft zu einer stationären klinischen Nachbeobachtung über mindestens 24 Stunden.
Hirnblutungen nach einem Schädel-Hirn-Trauma
Je nach Lage der Gehirnblutung spricht man von einem epiduralen Hämatom (Blutung zwischen Schädeldecke und harter Hirnhaut), einem subduralen Hämatom (Blutung zwischen harter Hirnhaut und Gehirn) oder einer Blutung im Gehirngewebe (intracerebrale Blutung). Eine Blutung kann gesundes Gehirngewebe verdrängen, quetschen, von der Sauerstoffzufuhr abschneiden, zu einem erhöhten Hirndruck führen, indem Blutleiter oder Nervenwasserleiter verkleben oder verstopfen.
Abhängig von Lage und Größe der Blutung müssen wir eine notfallmäßige Operation durchführen, um neurologische Ausfallssymptome des Gehirns wieder zu bessern oder eine weitere Verschlechterung zu verhindern.
Ähnliches gilt, wenn ein akut erhöhter Hirndruck vorliegt. Hier müssen wir notfallmäßig für eine Entlastung sorgen, in dem wir eine Sonde (extraventrikuläre Drainage, EVD) einbringen oder vorübergehend einen Teil des Schädelknochens (Dekompression) entfernen.
Wie sieht die Erstversorgung in einem Schockraum aus?
Die Erstversorgung erfolgt in unserer Zentralen Notaufnahme im sogenannten Schockraum mit einem interdisziplinären Ärzte- und Pflegeteam. Wird ein Schwerverletzter mit Schädel-Hirn-Trauma über die Notrufzentrale angekündigt, stehen sofort Vertreter aller benötigten Fachdisziplinen parat (vor allem aus Neurochirurgie, Anästhesie, Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie). Sie nehmen den Patienten und den ihn begleitenden Notarzt gemeinsam in Empfang. Die Zuständigkeiten im Team sind klar definiert, so dass geordnet, sehr rasch und ohne Informationsverlust eine Einschätzung erfolgt und die ersten notwendigen therapeutischen Maßnahmen beginnen. Nach der klinischen Untersuchung des Patienten im Schockraum erfolgt eine erste Diagnostik, zum Beispiel eine Trauma-Spiral-Computertomographie, eine Kernspintomographie(MRT) oder eine Ultraschalluntersuchung.
Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma - ein Fall für die Intensivstation
Oft müssen wir Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma über einen längeren Zeitraum auf unserer Intensivstation oder Überwachungsstation behandeln. Die Betreuung ist auch hier komplex und benötigt unsere sehr gut funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ein kontinuierliches Monitoring der Vitalparameter, eine körperlich-klinische Überwachung, eine eventuell notwendige Beatmung, eine Schmerztherapie oder die Therapie von Begleitverletzungen und Folgeerkrankungen wie Entzündungen, Thrombosen oder epileptische Anfälle gehören zu unseren Aufgaben.
Je nach Ausmaß der Verletzungen sind eine längere Beatmung oder weitere Operationen, beispielsweise zur Hirndruckentlastung erforderlich.
Was kommt nach der Akutbehandlung?
Im Anschluss an die akute Behandlung im Krankenhaus ist oft eine stationäre Rehabilitation sinnvoll. Der Rehabilitations- und Heilungsverlauf nach einem Schädel-Hirn-Trauma kann je nach Schwere der Verletzungen mehrere Monate bis Jahre dauern. Je jünger ein Mensch ist, je kürzer er bewusstlos war und je geringer der Schweregrad des Schädel-Hirn-Traumas, desto besser sind seine Heilungschancen.
Wir kümmern uns auch um diese letzte Phase Ihrer Behandlung, indem wir rechtzeitig Sie und Ihre Angehörigen über eine notwendige Rehabilitation informieren und die Art Ihrer Rehabilitation nach Schwere der Beschwerden abschätzen. In Zusammenarbeit mit unserem Sozialdienst beantragen wir bei Ihrer Krankenkasse eine Rehabilitation und nehmen mit den Rehabilitationskliniken Kontakt auf.