Klinik für Neurologie

Liquordiagnostik (Lumbalpunktion)

Viele Patienten werden von niedergelassenen Kollegen zur Lumbalpunktion in unsere Klinik eingewiesen. Einige haben Angst vor der Untersuchung. Dabei ist der Eingriff für uns Routine und verläuft in der Regel absolut komplikationslos. Hier ein paar Informationen, damit erst keine Angst vor der diagnostisch meist sehr wichtigen Methode entsteht.

Was ist Liquor cerebrospinalis?

Der Liquor, das sogenannte Hirnwasser oder Nervenwasser, umgibt das Gehirn und das Rückenmark. Die Räume, durch die das Nervenwasser fließt, befinden sich sowohl um Gehirn und Rückenmark als auch in ihrem Inneren. Diese Räume sind alle miteinander verbunden, so dass der Liquor frei zirkulieren kann. Werden die Nervenwasserwege zum Beispiel bei Blutaustritt oder bei Wachstum eines Tumors verlegt, kann es zu erhöhtem Hirndruck mit Schädigung des Hirngewebes kommen.

Der Liquor dient dem Nervensystem als Nähr- und Puffersubstanz und wird, ähnlich wie die Bildung des Urins in den Nieren, in den inneren Nervenwasserräumen an bestimmten Strukturen (Plexus choroideus) aus dem Blut gefiltert. Auch wird er wieder in die Blutbahn aufgenommen, so dass ein Kreislauf entsteht. Alle Substanzen können jedoch diese Blut-Liquor-Schranke nicht überwinden.

Erwachsene haben etwa 100-200ml Liquor. Und es werden pro Tag 500-700ml neu gebildet. Die Gefahr durch eine Punktion seinen kompletten Liquor zu verlieren, besteht also nicht.

Was wird bei einer Lumbalpunktion untersucht?

Schon der Anblick des Liquor liefert erste diagnostische Hinweise. Der Liquor ist normalerweise klar wie Wasser. Eine rötliche Verfärbung kann ein Zeichen einer frischen Blutung sein. Eine gelbliche Verfärbung könnte auf eine ältere Blutung hindeuten. Das Nervenwasser kann bei Entzündungen aber auch milchig-trüb aussehen.

Die genaue Analyse der Inhaltsstoffe findet im Labor statt. In der Regel wird der Gehalt an Zellen, Protein, Lactat und Glucose routinemäßig untersucht. Tiefer gehende Analysen können Erreger oder Antikörper gegen diese, bestimmte rheumatologische Marker oder Tumorzellen nachweisen.

Warum wird eine Liquordiagnostik durchgeführt?
  • Bakterielle Entzündungen
  • Virale Entzündungen
  • Parasitäre oder Pilz-Erkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen zum Beispiel Multiple Sklerose
  • Blutungen
  • Tumorerkrankungen
Wie bereiten wir eine Lumbalpunktion vor?

Sie sitzen entweder vornübergebeugt auf einer Untersuchungsliege. Oder wir führen die Punktion in Seitenlage, in der sogenannten Embryonalstellung, durch.

Es ist wichtig, dass Ihre Schultern senkrecht stehen, damit die Wirbelsäule nicht verdreht ist. Die starke Beugung der Wirbelsäule schafft zwischen den Wirbelkörpern genug Platz, damit sich die Punktionsnadel problemlos einführen lässt.

Wie gehen wir bei einer Lumbalpunktion vor?

Wir führen meist die Nadel zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbelkörper ein. In dieser Höhe ist das Rückenmark bereits zu Ende. Es besteht also nicht die Gefahr, dieses bei der Punktion zu verletzen.

Zunächst wird die Haut gründlich desinfiziert, der ärztliche Kollege zieht sich sterile Handschuhe an und Ihnen werden nochmals die einzelnen Schritte ausführlich erläutert.

Ist der Wirbelkanal getroffen, tropft Nervenwasser aus der Nadel. Es nimmt eine ganze Weile in Anspruch bis die einzelnen Tropfen zur Liquoranalyse, meist 6-10ml, in Röhrchen aufgefangen sind. Mit einem sogenannten Steigrohr, das am Ende der Punktionsnadel aufgesetzt wird, kann auch der Nervenwasserdruck gemessen werden. Dies ist bei einzelnen Fragestellungen zusätzlich sinnvoll.

Wann ist eine Lumbalpunktion therapeutisch?

Die Lumbalpunktion kann nicht nur zur Diagnostik, sondern seltener auch zur Therapie eingesetzt werden.

  • Als Lumbalanästhesie (Spinalanästhesie) wird die Lumbalpunktion zur Schmerzstillung bei Operationen genutzt, beispielsweise bei einer Entbindung durch Kaiserschnitt oder bei einer Hüftoperation.

  • Medikamente können über die Lumbalpunktionsnadel das Rückenmark direkt erreichen. Diese werden beispielswiese als Chemotherapeutika zur Behandlung von Tumoren eingebracht.

  • Beim spontanen Liquorunterdrucksyndrom, das schwere Kopfschmerzen und Unwohlsein in aufrechter Körperhaltung auslöst, kann durch eine Lumbalpunktion circa 20 Milliliter Blut vor den Liquorraum gespritzt werden und eine Heilung herbeiführen.

  • Bei einer Differentialdiagnose des Parkinson-Syndroms, dem Normaldruckhydrocephalus, kann eine ausreichende Entnahme von Nervenwasser zu einer Besserung des Gangbildes, der Gedächtnisleistung und einer Harninkontinenz führen.

  • Besonders bei jüngeren Frauen kommt die Erkrankung des Pseudotumor cerebri (intrakranielle Druckerhöhung) vor, der sich meist durch Kopfschmerzen und Sehstörungen äußert, die bei fehlender Behandlung zur Erblindung führen können. Hier ist die Lumbalpunktion nicht nur für die Diagnose und dem Nachweis einer erhöhten Liquordruckes sinnvoll, sondern verbessert auch hier die Beschwerden nach Nervenwasserentnahme vorübergehend.

Was für seltene Komplikationen treten auf

Schwere Komplikationen wie Blutungen oder Infektionen sind extrem selten. Es besteht ein geringes Risiko für einen postpunktionellen Kopfschmerz. Dieser macht sich nur in aufrechter Körperhaltung bemerkbar und heilt nach ein paar Tagen spontan wieder aus. Selten werden auch nach einer Punktion unspezifischer Schwindel, Unwohlsein, Nackensteifigkeit, Lichtscheu oder Ohrgeräusche angegeben.

Was können Sie gegen Komplikationen tun

Schmerzmittel helfen beim postpunktionellen Kopfschmerz nur wenig, jedoch die Einnahme von Koffeintabletten oder Theophyllin. Am wirksamsten ist ein Blutpatch. Dieser wird nur bei sehr schweren Verläufen angewandt. Ungefähr 20 Milliliter Eigenblut wird über eine Lumbalpunktion an den Nervenwasserraum eingebracht. Direkt nach der Punktion raten wir Ihnen zu prophylaktischen Maßnahmen.

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