Klinik für Neurochirurgie
Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom)
Die Iliosakralgelenke, abgekürzt ISG, verbinden den untersten Abschnitt der Wirbelsäule, das Kreuzbein (Os sacrum) und den Beckenknochen (Os ilium). Eine Fehlbelastung, eine statische Veränderung wie in der Schwangerschaft, Verschleißerscheinungen oder Knochenbrüche nach Unfällen führen an dieser Verbindungsstelle zu einem ISG-Syndrom. Dies kennzeichnet einen sehr unangenehmen Schmerz.
Die Iliosakralgelenke sind nahezu unbeweglich, weil sie ein sehr starker Bandapparat sichert. Ständige Zug- und Druckbelastungen wie beispielsweise bei Übergewicht oder vermehrten Heben von schweren Gegenständen können allerdings das Gelenk verändern. Verkanten sich dann die beiden Gelenkflächen, kommt er zu einer sehr schmerzhaften Entzündungsreaktion und Blockade des Iliosakralgelenkes: zu einem sogenannten ISG-Syndrom.
Bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen wie dem Morbus Bechterew liegt ein entzündlicher Umbau von Gelenken vor. Häufig ist hiervon auch das ISG-Gelenk betroffen, so dass diese Patienten sehr oft unter einem ISG-Syndrom leiden.
Welche Beschwerden haben Sie bei einem ISG-Syndrom?
Typisch für das ISG-Syndrom ist der tiefsitzende Rückenschmerz mit breitflächiger Ausstrahlung über das Gesäß in den hinteren Oberschenkel. Es ist wichtig und manchmal schwierig diese Beschwerden von denen eines Bandscheibenvorfalles zu unterscheiden. Beugen oder Drehen des Oberkörpers verstärken die Schmerzen. Längeres Gehen oder Sitzen wirken sich meist auch negativ auf die Schmerzen aus.
Wie wird ein ISG-Syndrom festgestellt?
Bei der körperlichen Untersuchung können wir eine Druckschmerzhaftigkeit über dem Gelenk feststellen. Klopfen über der Wirbelsäule hingegen löst keine Beschwerden aus. Spezifische klinische Tests wie das Mennell-Zeichen oder der Patrick-Test ergeben weitere Hinweise auf ein ISG-Syndrom. Eine Blutuntersuchung ist nützlich, um eine chronisch entzündliche Erkrankung als Ursache zu ermitteln.
Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie weisen Knochenveränderungen wie Knochenbrüche nach.
Was können Sie gegen ein ISG-Syndrom unternehmen?
Konservative Allgemeinmaßnahmen wie ausreichende Bewegung trotz der Schmerzen sowie eine spezifische Physiotherapie können helfen. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) setzen wir in erster Linie zur Schmerzlinderung ein.
Die Prognose ist individuell unterschiedlich. Es kann zu einer spontanen Heilung wie zu chronischen Verläufen kommen. Hier ist die Therapie vor allem bei jüngeren Patienten dann langwierig.
Zur Schmerzlinderung können wir zunächst die schmerzleitenden Fasern des ISG ausgeschalten und so die Schmerzweiterleitung unterbrechen. Dies geschieht mittels einer CT-gesteuerten ISG-Blockade, bei der wir in Kooperation mit den Kollegen der Schmerzambulanz über eine feine Nadel eine örtliche Betäubung dieses Gelenkes durchführen. Sie sind dabei wach.
Bei therapieresistenten Schmerzen trotz physiotherapeutischer Maßnahmen und Schmerzmedikation können wir Ihnen auch in einigen Fällen eine operative Stabilisierung, eine sogenannte ISG-Arthrodese, anbieten. Um die schmerzhafte Überbeweglichkeit im ISG-Gelenk zu beseitigen wird dieses durch die Operation versteift.