Klinik für Neurochirurgie
Hemispasmus facialis
Der Grund für unwillkürliche Gesichtszuckungen: ein Gefäß-Nerven-Kontakt
Die Erkrankung des Hemispasmus facialis ist selten und betrifft nur 11 von 100.000 Menschen. Daher ist es nicht einfach die Erkrankung zu erkennen. Oft ist diese Ursache für die unwillkürliche Bewegungsstörung unbekannt. Es dauert im Schnitt acht Jahre bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt. Die Bewegungsstörung ist nicht lebensbedrohlich, aber doch mit einem immens hohen, psychosozialen Stress verbunden. Der Leidensdruck bei den Betroffenen ist sehr hoch.
Die Ursache des seltenen Hemispasmus facialis ist ein Gefäß-Nerven-Konflikt. Eine Arterie liegt in direkter Nachbarschaft zu dem Nerven. Gefäßpulsationen lösen an diesem Hirnnerven einseitig und unwillkürlich ein teilweise heftiges Zusammenziehen der Gesichtsmuskulatur aus. Es kommt vor allem zu einem heftigen, kurzzeitigen Zukneifen des Auges und einem Verziehen des Mundwinkels. Die Bewegungen kann der Betroffene nicht kontrollieren und sie sind durch emotionale Erregung gesteigert.
Was steckt hinter dem Hemispasmus facialis?
Eine kleine Arterie kreuzt in seiner Austrittszone aus dem Hirnstamm den siebten Hirnnerven, den Nervus facialis, der die Gesichtsmuskulatur ansteuert. In dieser Austrittszone ist der Nerv für einen Druckschaden durch ein Gefäß besonders empfindlich, da ihm hier die stabilisierende Hüllschicht (Epineurium) noch fehlt und er nur von einer dünnen Membran der Spinnengewebshaut (Arachnoidea) umgeben ist.
Es gibt noch weitere sogenannte neurovaskuläre Kompressionssyndrome, die auf einem Gefäß-Nerven-Konflikt beruhen. Weitere Beispiele sind die Trigeminusneuralgie und die Vestibularisparoxysmie. Der Gefäß-Nerven-Kontakt löst bei der Vestibularisparoxysmie, durch immer die gleiche Kopfdrehung oder Kopfhaltung, das heftige Gefühl eines unspezifischen Schwindels aus.
Wie sieht die Therapie aus?
In erster Linie kommt eine medikamentöse Therapie beim Hemispasmus facialis mit nervendämpfenden Substanzen, zum Beispiel Antikonvulsiva, in Frage. Sehr gut kontrollieren lässt sich das Krankheitsbild bei circa 90 Prozent der Betroffenen mit Botulinumtoxin. Mit dieser Spritzentherapie wird die Impulsübertragung von Nerven auf den Muskel teilweise gelähmt. Beim Hemispasmus facialis schwächt man dadurch die Gesichtsmuskeln gezielt und die Bewegungen fallen dadurch weniger heftig aus. Allerdings müssen Sie die Therapie mit den sehr nebenwirkungsarmen Spritzen in die Gesichtsmuskulatur alle drei bis vier Monate wiederholen.
Welche Operation kommt in Frage?
Wenn eine medikamentöse Behandlung keinen Erfolg zeigt oder Nebenwirkungen überwiegen, ist eine operative Therapie möglich. Wir polstern hierbei den Nerven vom Gefäß ab, zum Beispiel mit Teflonwatte. Dieses Verfahren nennt man mikrovaskuläre Dekompression. Der Eingriff findet in der Regel in Vollnarkose und unter intraoperativem Neuromonitoring statt. Die Erfolgsrate der mikrovaskulären Dekompressionsoperation beträgt circa 85 Prozent.