Klinik für Onkologie und Hämatologie
AKUTE MYELOISCHE LEUKÄMIE (AML)
Wohin kann ich mich wenden?
Unsere Klinik ist spezialisiert auf die medikamentöse Tumortherapie und Leukämietherapie. Die Behandlung von Patienten mit AML ist ein spezifischer Schwerpunkt unserer Klinik und unseres Chefarztes Prof. Jan Braess. Gerne werden wir Ihnen – auch sehr kurzfristig – helfen!
Sie erreichen Herrn Professor Braess oder seinen Vertreter über unser Sekretariat. Einen Termin für die Sprechstunde können Sie gerne über das Sekretariat unter der Tel. +49 (0)941 369 2151 vereinbaren.
Die AML ist eine Erkrankung des Knochenmarks (des Raumes innerhalb der Knochen). Hier reifen normalerweise die Vorläuferzellen des Blutes zu reifen Zellen aus (roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen, Blutplättchen) und werden dann in das Blut „entlassen“, um dort zu arbeiten. Bei der AML funktioniert dieser Ausreifungsprozeß nicht mehr und die Zellen bleiben unreif und funktionslos („Blasten“) und breiten sich im Knochenmark und Blut aus („flüssiger Krebs“). Unbehandelt ist die AML innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten tödlich. Mit einer Behandlung ist die Erkrankung insbesondere bei jüngeren Menschen heilbar.
Was sind die Krankheitszeichen einer AML?
Durch die Vermehrung der unreifen AML Zellen („Blasten“) wird die normale Blutbildung des Knochenmarks verdrängt. Es kommt innerhalb von Tagen bis Wochen zu einem Mangel an reifen Blutzellen, was dann auch die entsprechenden Beschwerden erklärt.
Mangel an roten Blutzellen (Erythrozyten): Schwäche und Atemnot
Die Erythrozyten transportieren den Sauerstoff im Körper. Durch einen Mangel an diesen Zellen kommt es zu Blässe, Schwäche und Atemnot – insbesondere bei Belastung.
Mangel an weißen Blutzellen/Abwehrzellen: Abwehrschwäche/Fieber/Infektionen
Die Abwehrzellen schützen uns vor Keimen und möglichen Infekten. Bei einem Mangel kommt es zu vermehrten und schwereren Infekten als gewohnt (Bronchitis, Lungenentzündung, Blasenentzündung…) – häufig verbunden mit Fieber.
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten): Blutungsneigung
Die Blutplättchen sind für die normale Blutgerinnung notwendig – also dafür, daß eine blutende Wunde nach einigen Minuten wieder aufhört zu bluten. Bei einem Mangel kommt es zu einer vermehrten Blutungsneigung (längeres und stärkeres Bluten – z.B. Nasenbluten; manchmal spontanes Bluten). Typisch sind auch winzige flohstichartige rote Einblutungen an den Füßen und Unterschenkeln („Petechien“).
Wie wird eine AML erkannt? Welche Diagnostik ist nötig?
Manchmal kann die AML schon im Blut erkannt werden, häufig findet man aber die AML Zellen erst im Knochenmark selbst. Hierfür wird eine sogenannte Knochenmarkpunktion vorgenommen. Hierbei wird unter lokaler Betäubung am hinteren Beckenkamm mit einer Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Knochen abgezogen. Der Eingriff selbst ist nicht aufwändig und wird häufig ambulant vorgenommen - eine Narkose ist praktisch nie notwendig.
An dem gewonnenen Material kann die AML erkannt und näher untersucht werden. Es werden Untersuchungen mit dem Mikroskop vorgenommen, die üblicherweise schon am Untersuchungstag selber vorliegen. An unserer Klinik besteht eine hohe Expertise bei der Beurteilung von Knochenmarkproben. Zusätzlich werden vielfältige und komplexe genetische Untersuchungen an den Blasten vorgenommen. Dies ist notwendig, da sich die AML Erkrankungen trotz ihrer Ähnlichkeit unter dem Mikroskop zum Teil stark unterscheiden und dies für die Therapieplanung sehr relevant ist.
Wie erfolgt die Behandlung einer AML?
Die AML ist ein „flüssiger“ Krebs, der letztlich den ganzen Körper betrifft und daher nicht „herausoperiert“ werden kann. Stattdessen müssen die AML Zellen mit Medikamenten behandelt werden, da diese über den Blutstrom letztlich jede Zelle im Körper erreichen können. Es werden sehr unterschiedliche Medikamente eingesetzt – von klassischer Chemotherapie, welche sich schnell teilende Zellen abtötet, über Immuntherapien bis hin zu sehr gezielten Therapien und Therapie, die zu einer Ausreifung der kranken Zellen führen. Bei jüngeren Patienten bis circa 60 – 70 Jahren ist durch eine intensive Therapie in vielen Fällen eine Heilung möglich. In manchen Fällen kann es notwendig sein, die medikamentöse Therapie im Verlauf auch noch durch eine Stammzelltransplantation (Knochenmarktransplantation) zu ergänzen. Bei älteren Menschen ist eine Heilung deutlich seltener möglich, jedoch können heutzutage durch moderne, mildere Therapien auch bei diesen Patienten längere beschwerdefreie Phasen erreicht werden.
Aufgrund der Komplexität der Therapien und der akuten Bedrohlichkeit der Erkrankung ist die Kontaktaufnahme mit einem Zentrum mit großer Erfahrung in der Behandlung der AML notwendig.