Klinik für Palliativmedizin

EIN RICHTIG SCHWACHES GEFÜHL

Kraftlosigkeit (Fatigue) und Auszehrung (Kachexie)

Nach langer, schwerer Krankheit und vielen Behandlungen ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem Körper und Psyche an ihre Grenzen stoßen. Die Kraftreserven sind aufgebraucht. Es wird dann in der Palliativmedizin oft von einem Fatigue-Syndrom gesprochen. Der Begriff „fatigue“ stammt aus dem französischen und bedeutet müde oder erschöpft. Der vorliegende Zustand geht aber weit über eine „normale“ Müdigkeit hinaus. Auch ist unter „fatigue“ in der Palliativmedizin etwas anderes zu verstehen als im Sprachgebrauch anderer medizinischer Fachgebiete wie der Neurologie oder Inneren Medizin. In der Palliativmedizin ist der Beschwerdekomplex oft im Rahmen einer Krebserkrankung zu sehen.

Bei langen Krankheitsverläufen ist eine tief gehende körperliche wie seelische Erschöpfung ein natürlicher Prozess. Lebensenergie und Lebenswille sind aufgebraucht: Ein Mensch kann und will dann oft nicht mehr leben. Das stellt für Angehörige eine Situation dar, die sehr schwer auszuhalten ist. Der Wunsch des Patienten sollte aber respektiert werden und er sollte in seiner letzten Lebensphase menschlich begleitet werden.

Es gibt aber auch Fälle, bei denen nach intensiven Therapien der Körper vorübergehend keine Kraft mehr hat; oder Beschwerden, die das Essen, Trinken und Schlafen vorübergehend verhindern. Dies führt zu einer zunehmenden Schwäche und zu Gewichtsverlust. In diesen Fällen kann künstliche Ernährung sinnvoll sein. Wenn Symptome wie Schmerzen, Übelkeit oder Angst das Essen oder Schlafen nicht mehr möglich machen, sollte versucht werden, diese Symptome zu lindern. Hierzu gehören zunächst wieder Basismaßnahmen, um die einzelnen Ursachen anzugehen oder ein Gegensteuern mit Medikamenten. Wenn Dauermedikamente die Schwäche als Nebenwirkung verursachen, sollte deren Einsatz mit dem Arzt besprochen und kritisch überprüft werden.

Davon grenzt man die in Folge einer schweren Krankheit auftretende Auszehrung (Kachexie) mit anhaltendem, ungewollten Gewichtsverlust ab. In solchen Fällen kann in einem frühen Krankheitsstadium durch eine künstliche Nahrungszufuhr eine vorübergehende Besserung des Ernährungszustandes und der Kraft erzielt werden. In den Spätstadien einer Tumorerkrankung ist eine Besserung nicht mehr zu erwarten, eine künstliche Ernährung führt im Gegenteil oft zu Übelkeit, Erbrechen, Wassereinlagerungen in den Beinen und verstärkte Flüssigkeitsansammlungen in Brust- oder Bauchhöhle (Pleuraerguss beziehungsweise Aszites).

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