Psychologische Atemtherapie

Seit 2014 bietet der psychologische Dienst unseres Haues auf den onkologischen Stationen und auf der Palliativstation die psychologische Atemtherapie an, um auf die Bedürfnisse und Nöte kranker Menschen einzugehen. Unsere Atemtherapeutinnen sind: Petra Füßl und Anna Maria Probst-Ebner.

Interview mit Anna Maria Probst-Ebner

Frau Probst-Ebner, Atemtherapie - Wie muss man sich das vorstellen? Was machen Sie mit Ihren Patienten? Warum?

Die Atmung ist sehr eng mit unserem körperlichen, seelischen und geistigen Wohlbefinden verknüpft. Wie ein Mensch atmet spiegelt sehr gut sein körperliches, seelisches und geistiges Befinden  wieder. In alltäglichen Situationen wird das deutlich: Wenn wir Angst haben, halten wir die Luft an. Bei Stress, Schmerzen oder Ärger wird der Atem gepresst und oberflächlich. Wenn wir uns freuen, atmen wir tief auf, bei Wohlbefinden oder Freude atmen wir tief und entspannt. Ziel unserer Atemtherapie ist, dass unsere Patienten erfahren, dass sie durch bewusstes Wahrnehmen des Atems diesen als Kraftquelle nutzen können.

Was passiert bei der Atemtherapie und welche Beschwerden können damit gelindert werden?

Die Behandlung hilft, Ängste, depressive Verstimmungen, Panik und Verspannungen zu verringern und wirkt unterstützend bei Schlafstörungen, Atemnot, Übelkeit und Schmerzen. Das wichtigste Element ist die Atembegleitung durch die Hände des Therapeuten, sanfte Berührungen, Streichungen, leichter Zug und Druck. In ruhiger, stiller Atmosphäre konzentriert sich der Patient mit geschlossenen Augen auf die Berührung und die Wahrnehmung des Atems.

Durch die Berührung und die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Körperregion kann sich die Muskulatur lockern, die Atmung vertiefen und der Patient seinen Körper positiver wahrnehmen. Ruhe, Entspannung und ein Gefühl von Geborgenheit stellen sich ein. Nicht nur der Zugang zum eigenen Körper bessert sich, auch Gefühle können besser wahrgenommen und zugelassen werden. Der Patient sieht sich den Gefühlen nicht mehr so hilflos ausgeliefert, hat wieder "Boden unter den Füßen".

60-jähriger PatientMetastasen an der Halswirbelsäule, psychisch sehr angeschlagen, weint viel

Das hat jetzt der Seele gut getan! Ich bin wieder lebendiger und hoffnungsfroher.

Wie verläuft eine Sitzung bei Ihnen?

  • Den Therapiesitzungen geht ein Vorgespräch über das aktuelle Befinden voraus. Die Sitzungen selbst dauern je nach Befinden etwa 30 Minuten.
  • Die Atembehandlung wird, je nach Gesundheitszustand, meist im Liegen, aber auch am Bettrand oder im Stuhl sitzend durchgeführt. Dabei gehen wir ganz individuell auf die momentane Situation und Bedürfnisse des Patienten ein.
  • Wenn Angehörige dabei bleiben möchten, beziehen wir sie soweit möglich ein. Beispielsweise bieten wir an, ebenfalls ihren Atem spüren zu lernen oder zeigen, wie sie ihre Angehörigen unterstützen können.
  • Da die Atemtherapie eine therapeutische Arbeit ist, beinhaltet eine Sitzung meist auch ein therapeutisches Gespräch, wenn man das möchte.

Mit funktioneller Atemtherapie gegen Funktionsstörungen der Lunge und des Stimmapparats hat das nichts zu tun, oder?

Nein, nicht direkt. Wir sind weder Physiotherapeuten noch Logopäden, sondern ausgebildete Krankenschwestern, mit Erfahrung im Bereich der Palliativ-, Hospiz-  oder Intensivpflege. Das ist zwar für die psychologische Atemtherapie nicht zwingend notwendig, aber sehr hilfreich für die Arbeit im Krankenhaus. Jedoch wird durch die Entspannung der Atemhilfsmuskulatur - also des Zwerchfells, der Bronchialmuskulatur und der Bauchmuskulatur - auch die Lungenfunktion positiv beeinflusst. Unser Wissen und unsere Berufsbezeichnung zur Atemtherapeutin haben wir in einer mindestens drei-jährigen Teilzeit-Ausbildung erworben.


Gern stellen wir über das Pflegepersonal und die Ärzte der Station Kontakt zu unseren Atemtherapeutinnen her. 

Petra Füßl
Atemtherapeutin (AfA), Zuständigkeitsbereiche: Onkologisches Zentrum, Palliativmedizin
Foto von Anna Maria Probst-Ebner, Atemtherapeutin
Anna Maria Probst-Ebner
Atemtherapeutin, Zuständigkeitsbereiche: Onkologisches Zentrum, Palliativmedizin