Strahlentherapie
Tumorerkrankungen
Es erfolgt ein multimodales Behandlungskonzept bei bösartigen Tumoren: eine Strahlentherapie erfolgt prinzipiell nach Diskussion in unseren Tumorkonferenzen.
Unsere Linearbeschleuniger ermöglichen eine Bestrahlung mit den höchsten technischen Standards. Damit sind sämtliche modernen Tumorbestrahlung möglich, von der einfachen Flächenbestrahlung bis hin zur feinfokussierten intensitätsmodulierten Bestrahlung mit simultan integriertem Boost (Hochdosis-Fokussierung innerhalb eines Zielgebietes). Auch die Stereotaktischen Bestrahlungen (ablative Bestrahlung zur vollständigen Vernichtung eines Tumor) wird seit vielen Jahren praktiziert. Die Ergebnisse haben wir im Rahmen unserer Arbeitsgruppe „Radiochirurgie und Stereotaxie“ in der DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie) hinreichend publiziert.
Besondere Therapie: Teilbrustbestrahlung
Für bestimmte Brustkrebs-Erkrankungen im Frühstadium kann die Klinik für Strahlentherapie eine besonders schonende Form der Bestrahlung anbieten, welche gleichwertige Heilungsergebnisse wie die konventionelle Bestrahlung der ganzen Brust erzielt:
Bei der Teilbrustbestrahlung – fachsprachlich „interstitielle Brachytherapie“ genannt – wird das Tumorbett mit Minikathetern von innen computergesteuert bestrahlt, sodass die Strahlenbelastung der Haut, der Brustwand, der Lunge und des Herzens auf ein Minimum abfällt. Für die Patientinnen bedeutet dies nicht nur ein verbessertes kosmetisches Ergebnis bei weniger Nebenwirkungen, sondern auch eine verkürzte Behandlungszeit: Die interstitielle Strahlentherapie dauert nur eine Woche – anstatt sechs Wochen bei der konventionellen Bestrahlung.
PD Dr. Stefan A. Körber und sein Team besitzen seit über zehn Jahren Erfahrung mit dieser Therapieform, da sie das Ergebnis einer wissenschaftlichen Vergleichsstudie mit 1.184 Patientinnen ist, welche unsere Klinik zusammen mit weiteren 15 europäischen Zentren durchgeführt hat.
Die Studie über die schonende Teilbrustbestrahlung wurde daher 2017 in einer der weltweit führenden medizinischen Fachzeitungen – „The Lancet“ – veröffentlicht.
Lichtgestütztes Atemgatingsystem schützt das Herz vor Strahlenbelastung
Die Klinik für Strahlentherapie hat ein oberflächengeführtes optisches Lagerungssystem eingeführt. Es überwachen drei Kameras tausende von Lichtpunkten auf der Körperoberfläche. Damit kann eine Lagerungsgenauigkeit im Submillimeterbereich erzielt werden, und dies ohne Anwendung jeglicher Röntgendurchleuchtung. Bei Bewegung außerhalb des Toleranzbereichs schaltet die Strahlung solange ab, bis die korrekte Position wieder erreicht ist. Die notwendigen Zielgebiete können somit noch enger präzisiert werden.
Wir benötigen dies insbesondere bei der Strahlentherapie des linksseitigen Mammakarzinoms: in konventioneller Technik befindet sich das Herz knapp neben dem Bestrahlungsgebiet, im ungünstigen Fall wird die Herzspitze mitbestrahlt. In tiefer Inspiration verlagert sich das Herz nach kaudal und distanziert sich von der Brustkorbwand. Wir wenden dieses einzigartige, sehr teure im sechsstelligen Bereich angesiedelte und neu entwickelte System bei allen linksseitigen Mammakarzinomen an und überwachen damit das tiefe Atemanhaltemanöver. Die Patientin kann die Einatmungstiefe an Lichtbalken auf einem Monitor selbst erkennen und auf den richtigen Punkt „hinatmen“. In vergleichenden Untersuchungen wurde festgestellt, dass dieses System bei Kontrolle des cardialen Blutflusses, zum Beispiel nach sechs Monaten nachweislich zu keiner Durchblutungsminderung des Herzens mehr führt.
Ferner dient es auch zum Atemgating bei der stereotaktischen Strahlentherapie von Tumoren, insbesondere der Lunge. Bei der Strahlentherapie des Bronchialkarzinoms kann in etlichen Fällen auch eine deutlich verbesserte Schonung der gesunden Lunge erreicht werden.