Überregionales Schlaganfallzentrum

Behandlungsmöglichkeiten

Ob Patienten nach einem Schlaganfall bleibende Schäden zurück behalten oder weitgehend unabhängig nach Hause zurückkehren können, hängt entscheidend davon ab, wie gut und wie schnell das Hirngewebe nach dem Hirninfarkt wieder mit Sauerstoff versorgt wird.

Lysetherapie bis 4,5 Stunden nach Verschluss eines Gefäßes möglich

Bei den meisten Schlaganfällen ist die so genannte Lyse-Therapie innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach dem Auftreten des Schlaganfalls die entscheidende Behandlungsmaßnahme. Dank der strukturierten und beschleunigten Notfalldiagnostik in unserem Notfallzentrum erhalten die Schlaganfall-Patienten weniger als eine halbe Stunde nach Eintreffen im Krankenhaus Barmherzige Brüder die rettende Lyse-Behandlung. Hierbei handelt es sich um eine Behandlung mit einem blutverdünnenden Medikament, welches über die Vene verabreicht wird, um das Gerinnsel aufzulösen, welches die Durchblutungsstörung mutmaßlich verursacht. Hierdurch soll die Erhaltung beziehungsweise weitestgehende Erholung des durch Sauerstoffmangel bedrohten Hirngewebes sichergestellt werden.

Mechanische Rekanalisation von Hirnarterien

Bei der sogenannten mechanischen Rekanalisation wird ein Katheter unter Narkose über die Leiste bis ins betroffene Gehirngefäß vorgeschoben. Unter radiologischer Darstellung wird das Gefäß direkt an der Verschlussstelle mechanisch oder durch lokale Gabe der Lysetherapie wiedereröffnet. Diese spezielle Therapie kann selbstverständlich auch Patienten, die direkt in unser Notfallzentrum gebracht werden, sehr rasch angeboten werden. Patienten mit Schlaganfall werden außerdem auch aus umgebenden Krankenhäusern zur weiteren Behandlung zu uns notfallmäßig verlegt. Der Grund dafür ist, dass unsere Abteilung für Neuroradiologie die neuesten Kathetertechniken anbieten kann, die nicht flächendeckend verfügbar sind.

Es zeichnet unser Schlaganfallzentrum ganz besonders aus, dass wir Ihnen Dank der Abteilung für Neuroradiologie diese sehr innovative Technik über 24 Stunden anbieten können.

Im Einzelfall kann eine Schädelöffnung lebensrettend sein

Bei schweren Schlaganfällen und drohendem Untergang von großen Teilen des Gehirns kann es durch entzündliche Prozesse zu einer Gewebsschwellung unter anderem durch Wassereinlagerungen und dadurch zu erhöhtem Hirndruck kommen. Um bei diesen intensivstationspflichtigen Patienten, die ein hohes Risiko tragen zu versterben, die Überlebenschancen deutlich zu verbessern, besteht die Möglichkeit, mittels Einbringung von Drainagen in die Hirnwasserkammern den Hirndruck zu entlasten. Es kann aber auch eine anteilige Entnahme der Schädeldecke (Kraniotomie) erfolgen und entscheidend Druck vom Hirngewebe genommen und dadurch ein weiterer Zelluntergang vermieden werden. Durch die Einführung dieser Techniken konnte das Erholungspotential der Patienten nach einer mehrmonatigen Rehabilitationsphase entscheidend verbessert werden. Die Überlebenswahrscheinlichkeit kann in ausgesuchten Fällen drastisch verbessert werden.

Rechtzeitige Operation der Halsschlagader vermeidet weitere Schlaganfälle

In manchen Fällen ist ein Schlaganfall durch den Verschluss oder eine schwere Einengung der Halsschlagader (Arteria carotis interna) bedingt. Um den Blutfluss wieder zu verbessern und um den Patienten vor weiteren Schlaganfällen durch weiter abgehendes (arteriosklerotisches) Material zu bewahren, kann es ratsam sein, sehr rasch die Halsschlagader zu operieren. Auch diese Art der Behandlung des Schlaganfalles können wir Ihnen anbieten - Dank der engen Zusammenarbeit mit der Abteilung für Gefäßchirurgie, die über eine sehr hohe Expertise verfügt und sehr gute Operationsergebnisse vorweisen kann.

Das Hirngewebe retten

Dem Hirngewebe drohen jedoch im Überlebenskampf noch viele weitere Gefahren, die auf der Stroke Unit abgewehrt werden können. Im Rahmen der Schlaganfall-Intensivüberwachung wird besonders auf die Aufrechterhaltung eines stabilen Kreislaufs geachtet, auf einen ausgeglichenen Stoffwechsel, auf eine ausreichende Atmung und Sauerstoffversorgung des Gehirns, auf das Vermeiden von Verschlucken als wesentliche Prophylaxe einer drohenden Lungenentzündung sowie auf die frühzeitige Mobilisierung des Patienten. Hierfür stehen dem Patienten spezialisierte Fachkräfte aus der Logo-, Ergo- und Physiotherapie zur Seite.

Zusätzlich wird der Patient engmaschig mit Monitoren überwacht und sehr häufig klinisch untersucht, um krankhafte Veränderungen sofort zu bemerken.

Prophylaxe beginnt bereits bei der Akutversorgung

Auf einer Schlaganfalleinheit werden bereits mit dem Zeitpunkt der Aufnahme Maßnahmen ergriffen, um den Patienten zukünftig vor weiteren Schlaganfällen zu bewahren. Hierzu gehört neben der richtigen Auswahl blutverdünnender Medikamente die Erfassung der individuellen Gefäßrisikofaktoren und eine entsprechende Therapieeinleitung. Der Patient soll zudem äußerst sorgfältig über seine Erkrankung sowie seine persönlichen Risiken informiert und dafür sensibilisiert werden, Risikoquellen selbst zu erkennen und gegebenenfalls zu vermeiden (beispielsweise Rauchen, gesunde Ernährung, ausreichend sportliche Aktivität). Neben einer bereits auf der Stroke Unit beginnenden intensiven logo-, physio- und ergotherapeutischen Behandlung wird bereits ab Tag eins auf der Stroke Unit eingeschätzt, welche rehabilitativen Maßnahmen für den Patienten notwendig sind. Eine anschließende rehabilitative stationäre Behandlung wird schnell bei den Krankenkassen und den Kliniken in die Wege geleitet. Unsere Stroke Unit garantiert nicht nur eine rasche Akutbehandlung, sondern auch eine schnelle Weiterversorgung und Einleitung rehabilitativer Maßnahmen.