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Selbsthilfegruppen und Barmherzige Brüder kooperieren in Modellprojekt

(23.07.2014)

Das Krankenhaus Barmherzige Brüder und die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS) kooperieren seit Jahren eng, um das Krankenhaus selbsthilfefreundlicher zu gestalten. Das Modellprojekt feiert heuer seinen sechsten Geburtstag.

Unter dem Motto „Selbsthilfegruppe: Bringt Farbe in mein Leben" bekommen Patienten schon während des Krankenhausaufenthaltes konkrete Hilfestellungen, wie sie ihren Alltag trotz Erkrankung gut bewältigen können. 

Marianne M.s  zweijährige Tochter litt auf einmal unter starkem Durst und Harndrang, gepaart mit großer Müdigkeit und Gewichtsverlust. In der KUNO-Klinik St. Hedwig des Krankenhauses Barmherzige Brüder erfuhr die Familie dann die Diagnose: Diabetes mellitus Typ 1. Diese Erkrankung bedeutet einen tiefen Einschnitt im Leben der kleinen Patientin aber auch für das Leben ihrer Eltern, da die Patientin ein Leben lang auf die Zufuhr des Hormons Insulin angewiesen sein wird.

Das Diabetes-Team der Klinik St. Hedwig rund um Chefarzt Prof. Dr. Hugo Segerer bekam die Stoffwechselstörung des kleinen Mädchens durch die richtige Insulin-Einstellung schnell wieder in den Griff. Hier wurde die Familie auch im Umgang mit der Erkrankung geschult. Der Alltag der Familie M .  wurde jedoch mit der Diagnosestellung auf den Kopf gestellt. Daher vermittelte die Klinik St. Hedwig den Kontakt zur Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe und zum Regensburger Selbsthilfe-Netzwerk für Familien mit Diabetes-Kindern. Eine Mutter, deren zwei Kinder auch an Diabetes erkrankt sind, besuchte kurz darauf die Familie M .  in der Klinik und berichtete offen und ehrlich über die alltäglichen Herausforderungen mit der chronischen Erkrankung ihrer Kinder. „Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass die zwei quirligen, schokoladenverschmierten Kinder auch an Diabetes erkrankt sind", berichtete Marianne M .  im Rückblick. „Die selbsthilfe-aktive Mutter ermunterte mich zur Teilnahme an einem Gruppenabend mit anderen Familien mit Diabeteskindern. Seit sechs Jahren ist unsere Familie ein aktiver Teil der Selbsthilfegruppe. Hier haben wir nicht nur viele wertvolle Informationen und hilfreiche Unterstützung erfahren, sondern meine Tochter hat auch neue Freunde gewonnen und erlebt, dass sie mit ihrer Erkrankung ein fast normales Leben führen kann. Ich weiß nicht, ob ich den Weg in die Selbsthilfegruppe gefunden hätte, wenn ich nicht schon in der Klinik St. Hedwig mit Gleichbetroffenen in Kontakt gekommen wäre."

Weil eine Krankheit häufig nicht an der Kliniktür endet und die Patienten mit Perspektiven für das Leben nach dem Klinikaufenthalt entlassen werden sollen, sucht das Krankenhaus Barmherzigen Brüder den engen Kontakt mit den Regensburger Selbsthilfegruppen. Die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS) unter der Trägerschaft des Paritätischen Wohlfahrtsverbands ist dabei nicht nur ein wichtiger Kooperationspartner des Krankenhauses, sondern bringt vor allem das fachliche Hintergrundwissen zur Selbsthilfe in die Kooperation ein. Aus den ersten gemeinsamen Schritten im Jahr 2008 ist mittlerweile ein umfassendes Modellprojekt erwachsen, welches die Patienten auf ganzer Linie auch nach dem Krankenhausaufenthalt unterstützt.

„Wir binden die Selbsthilfe systematisch in unsere klinischen Prozesse ein, um erkrankten Menschen eine umfassende Versorgung und Betreuung zu ermöglichen", betont der Selbsthilfe-Koordinator des Krankenhauses, der onkologische Oberarzt Dr. Heribert Stauder. KISS-Mitarbeiterin Lisbeth Wagner ergänzt: „Wenn es um Fragen der alltäglichen Bewältigung der Krankheit geht, stößt die professionelle Behandlung und Versorgung in den deutschen Krankenhäusern und ambulante n  Einrichtungen an ihre Grenzen." KISS hat daher mit den Barmherzigen Brüdern ein Konzept erarbeitet, wie die Selbsthilfe die professionellen Kräfte wie Ärzte, Pflegemitarbeiter, Therapeuten und Sozialdienstmitarbeiter um die praktischen Alltagsaspekte ergänzen kann. Mittlerweile existiert ein regelmäßiger Austausch zwischen der Selbsthilfe und den Klinikmitarbeitern. Die Barmherzigen Brüder stellen außerdem kostenfrei ein Büro und einen Raum für Gruppentreffen von Selbsthilfegruppen zur Verfügung, veranstalten jährlich eine Fortbildung für Selbsthilfe-Aktive und binden die Selbsthilfe in Patientenveranstaltungen ein. Erkrankte Menschen werden aktiv auf die passende Selbsthilfegruppe aufmerksam gemacht und interessierte Patienten können bereits während des stationären Aufenthaltes Informationen erhalten, wann welche Selbsthilfegruppe wo im Krankenhaus präsent ist.

Anlässlich des sechsten Geburtstages des Modellprojektes haben die Verantwortlichen zudem eine Informationskampagne in den Regensburger Kliniken der Barmherzigen Brüder gestartet. Unter dem Motto „Selbsthilfegruppe: Bringt Farbe in mein Leben" werden Patienten, Klinikmitarbeiter und Besucher gezielt auf die genesungsfördernden Aspekte der Selbsthilfe hingewiesen. „Das Modellprojekt ist für uns Betroffene eine wichtige Sache. Dank der Kooperation erfährt man frühzeitig, dass man der Erkrankung nicht hilflos ausgeliefert ist und dass man selbst etwas tun kann", betont die Selbsthilfe-Aktive Marianne M.